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war die Weberei gedruckter Kattune und der leichteren baumwollenen
Zeuge um 1860 noch umfangreicher.
In den feineren und leichteren Baumwollengeweben (Cambric,
Jaconnet, Mull u. s. w.), sowie vorzüglich in den feinen weiß-
gemusterten Geweben (Jaconnet, feine Mousseline u. s. w.) zeichnet
sich die sächsische Webeindustrie durch treffliche, geschmackvolle und billige
Waare von vorzüglicher Appretur und Zeichnung aus. Gardinen-
zeuge (Vorhangstoffe) werden allerdings vorwiegend im Votgtlande,
jedoch auch im Chemnitzer Bezirke gefertigt. In Hohenstein und
Lichtenstein webt man vorzüglich Piquc (Bettdecken, Westenstoffe u. s. w.).
Chemnitz, Mittweida und Umgegend sind Hauptsitze der Barchent-
weberei (gewöhnlicher Barchent, langgerauhter Barchent, Biber, baum-
wollen Kalmuck, Moleskin u. s. w.), Buchbinderleinen (Sarsenets).
Ein besonderer Zweig der Baumwollenweberei ist die Buntweberei
(Ginghams, Saxons, Tüchel) sowie die Nachahmung wollener
Rock= und Hosenstoffe, welche in und um Chemnitz lebhaft betrieben
wird.
Die einfachste und älteste Art der Weberei ist die Leinwand-
oder Taffetweberei, bei welcher die Fäden von Schuß und Kette sich
einfach rechtwinklig kreuzen. Der Webstuhl, aus Kettenbaum mit
Spannvorrichtung, Geschirr mit Tritten und Lade nebst Riet und
Schützen bestehend, ist noch ebenso einfach, wie vor tausend und mehr
Jahren. Der Arbeiter tritt einen Tritt nieder und bildet so in den
Fäden der Kette ein Fach, drängt die Lade zurück, wirft den Schützen
durch das Fach, zieht die Lade an und läßt den Tritt los. Hierauf
beginnt ein anderer Moment des Webens, der zweite Tritt wird
niedergetreten u. s. w. Auf diese Weise wird das einfachste Gewebe
hergestellt. Alle Muster werden damenbrettähnlich quadratisch oder
viereckig, und die Stoffe Taffet, Leinwand, Tuch, Kattun, Woll-
mousselin, Battist, Orleans, Lustrine, Mohair, Toile de Soie, Chaly
u. s. w. benannt. Bei der Herstellung der Köperstoffe werden diagonal
fortlaufende Höhenstreifen und schmälere Furchen erzielt; das Muster
erhält eine diagonale Bewegung und nennt man die Stoffe bei
Leinengewebe Drells und Zwilliche, bei Baumwollengewebe Drells und
Barchente, bei Streichgarngewebe Buckskins und Kaschmir, bei Kamm-
garngewebe Kasimir, bei Seidengewebe Levantines, Croisées, Bom-
basins u. s. w. Die Schußköper werden Cassenet, Merino, Napoli-
tain, Barchent, Levantine genannt; die doppelt rechtseitigen Köper
Thibet, Batavia, Croisée, Köperflanelle, Coatings, Lamas u. s. w.
Den dritten Grundstoff bezeichnet man als Atlas oder Satin. Der
Atlas besitzt keine zusammenhängende Bindung. Der Kettenfaden um-
schlingt eine Anzahl von Schußfäden, die Umschlingung rückt aber bei