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weniger in den billigen Jutewaaren als in preiswerthen Baumwoll—
stoffen.
Damenkleiderstoffe in reiner Wolle werden vorwiegend in Glauchau
und dessen Umgebungen gefertigt, aber auch Herrenkleiderstoffe, sowie
Webstoffe aus Bourette. In der neuesten Zeit hat auch die Fabri—
kation von wollenen, baumwollenen und halbwollenen Jacquard-
Schlafdecken, sowie Sealskin-Reisedecken sich so weit entwickelt, daß
mit der Zeit die englischen Decken von dem deutschen Markte werden
verdrängt werden. In den Glauchauer Kleiderstoffen bevorzugt man
in den letzten Jahren carrirte und gestreifte Muster. Die Carreaux
sind theils auf glattem Grunde durch feine Linien von bunten Flocken
hergestellt, während die Streifen meist aus Beige bestehen. Rein-
wollene und wollene mit Seide verzierte Stoffe, weniger jedoch
Cheviotstoffe waren eine Zeit lang gesucht. Auch Lodenstoffe, welche
ebenfalls in Glauchau gefertigt werden, sind von der Mode außer-
ordentlich begünstigt; aber auch Lamas, Mohairs und Bisonstoffe in
schönen Dessins gemustert. Auch ein neuer Baumwollenstoff wird an-
gefertigt: schwarze Kette mit dreifarbigem bunten Blumenmuster. Der
häufige Wechsel der Mode in den Damenkleiderstoffen in Verbindung
mit der von Zeit zu Zeit nachweisbaren Ueberproduction; der eine Zeit
lang sehr fühlbare Rückgang der Consumtionsfähigkeit und die er-
drückende Concurrenz haben jedoch der Glauchauer Webwaarenindustrie
schon viele schwere Zeiten gebracht, so daß es in hohem Grade er-
freulich ist, wenn die Geschäfte einmal andauernd einen besseren
Schritt annehmen. In der neuesten Zeit hat sich der Geschmack im
Allgemeinen wieder den einfarbigen Stoffen, besonders in den besseren
Qualitäten, zugewendet.
Die Bedeutung der Glauchau-Meeraner Webwaaren-Industrie
war schon 1863 eine sehr große. Es wurden in dem bis über
Zwickau und weit in das Voigtland hinaus und bis Hohenstein-Ernst-
thal reichenden Bezirke gegen 19/10 Millionen Stück Waaren im
Werthe von 77½ Millionen Mark geliefert. Außer 230 mechani-
schen Webstühlen standen in und um Meerane 15700, in und um
Glauchau 15000 Handwebstühle und 50 bis 60 000 Personen wur-
den an ihnen beschäftigt. Die Zahl der mechanischen Webstühle wuchs
bis 1880 in Meerane auf 2535, in Glauchau auf 1060 und die
der Handwebstühle in beiden Orten auf 3200 ungerechnet die übrigen
im Gebiete der Webwaaren-Industrie befindlichen. Es wurden haupt-
sächlich ganz= und halbwollene Damenkleiderstoffe, sowohl einfache,
einfarbige, sogenannte Unis, als auch gemusterte Besatz= und Phantasie-
stoffe, vielfach mit Seide gemischt, gefertigt; ferner ganz= und halb-
wollene Beiges, baumwollene Damenkleiderstoffe, besonders carrirte