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(Schotten), baumwollene und wollene Futterstoffe, welche auf Schaft-
wie auf Jacquardstühlen hergestellt werden.
Die Weber werden entweder von den Fabrikanten direct oder
durch Vermittelung von Factoren mit Arbeit versehen. Die Weber
klagen jedoch häufig über die Höhe der Vergütung (etwa 10 % bis
12½ 00), welche die Factore für die Herbeischaffung des Garnes,
die Fortschaffung der Gewebe und das Risico wegen vorschrifts-
mäßiger, fehlerfreier und pünktlicher Ablieferung der Waare vom
Weblohne zurück behalten. Der Wochenverdienst eines Handwebers
bei voller Beschäftigung auf einem Webstuhle beträgt 6 bis 10 Mark.
In der besten Zeit, 1856 und 1857 sowie 1871 bis 1873, betrug
der Wochenverdienst bei Anfertigung von wollenen Popelines, Pure-
laines, Gaze (Drehern) und Streichköpern auf einem Webstuhle 10 bis
20 Mark. Die Nebenarbeiten, das Treiben und Spulen des Garnes,
werden dabei immer von den Angehörigen des Webers besorgt. Die
Kinder müssen sehr häufig schon vom 6. Jahre an beim Spulrade
sitzen, und ihre schulfreie Zeit diesen Arbeiten widmen. Das Vor-
richten des Webstuhles gehört zu den von dem Weber selbst zu ver-
richtenden oder zu bezahlenden Arbeiten. Im Mülsener Grunde ver-
stand es bis etwa 1880 jedoch nur die Hälfte der Weber, die andere
Hälfte bezahlte diese complicirte Arbeit an besonders geübte Personen
mit 2 Mark Tagelohn: doch ist in dieser Beziehung durch die Web-
schulen schon eine bedeutende Wendung zum Besseren hervorgerufen
worden. Die Arbeitslöhne haben seit dieser Zeit keine Aufbesserung
erfahren; denn wenn auch geschickte Weber für die Zeit der Saison
bei mäßigen Löhnen ausreichende Beschäftigung fanden, so waren
sie in den eintretenden Pausen oft längere Zeit ohne Arbeit. Die
Handweberei kam allmälig zu vollständigem Erliegen, und für die Be-
schäftigung an mechanischen Webstühlen fehlte es wiederum häufig an
guten Arbeitern.
Hohenstein und Ernstthal, sowie Lichtenstein fertigen Waffel-,
Rips= und Piquêèdecken, gewebte bunte Jutedecken, Jutestoffe, sowie
auch Möbelstoffe und Tischdecken, baumwollene Phantasiemöbelstoffe,
etwas seidene und halbseidene Lavallieres. In baumwollenen Waffel-
decken stieg die Production, hauptsächlich für die Ausfuhr nach Süd-
amerika; aber auch Nordamerika, Ostindien, Afrika und selbst Däne-
mark und Scandinavien bezogen solche Decken (Rips -, Piqué= und
Waffeldecken). Dagegen sank die einst so blühende Anfertigung billiger
Westenstoffe, mit welcher um 1857 gegen 1000 Arbeiter in Hohen-
stein und Ernstthal beschäftigt waren, und diese Stoffe sind der-
gestalt aus der Mode gekommen, daß kaum noch einige Weber sie
fertigen. Die Verhältnisse der Weber in Stollberg im Gebirge und
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