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Die Nietlöcher werden gegenwärtig jedoch nicht mehr durchgestanzt,
sondern durchgebohrt, da bei dem Bohren die Structur des umgeben-
den Eisens nicht verändert wird, wie beim Stanzen, die Nietlöcher
selbst genauer und gleichmäßiger werden, und dadurch die Nietung
eine erhöhte Haltbarkeit bietet. — Eine andere Maschine dient dazu,
die Kesselplatten genau zu richten, ehe sie zu Kesseln zusammengenietet
werden; endlich werden einzelne Kesseltheile in warmem Zustande
vollendet und in die nöthige Form gebracht, wobei man die warmen
Platten mit hölzernen Hämmern bearbeitet. In dem 165 m langen,
30 m breiten, hellen und geräumigen Kesselschmiedehause, in welchem
eine fünfzigpferdige Dampfmaschine eine Anzahl von Radialbohr-
maschinen treibt, um die Nietenlöcher in die Kesselplatten zu bohren,
und sechs große Drehkrähne die gewaltigen Lasten bewegen, einer der
besteingerichteten und rationell angelegten Werstätten, werden die Kessel
genietet. Eine Anzahl fertiger und halbfertiger Kessel verschiedener
Systeme, sowohl für feststehende Anlagen, wie auch für Locomobilen
und Locomotiven sind hier in allen Stadien der Bearbeitung und
Fertigstellung zu sehen. Ein betäubender Lärm erfüllt diesen Raum.
Hunderte, Tausende von Hammerschlägen schallen dröhnend aus den
Kesselwänden heraus. Mit offenem Munde, um die Gewalt des
Schalles zu mildern, sitzt oder steht der Arbeiter im Kessel, in den
er durch den Boden oder durch das Mannloch hineingestiegen ist, und
hält mit starkem Schlägel oder Hammer gegen den Nietenkopf wider,
während zwei auf der Außenseite des Kessels stehende oder knieende
Arbeiter mit kräftigen Hammerschlägen das andere Ende der Niete
bearbeiten, um es rund und breit zu schlagen, und so den anderen
Nietenkopf zu bilden. Ein Hallen und Schallen, gewaltiges Dröhnen
dringt betäubend durch den ganzen Raum, so daß Hören und Sehen
vergeht und man froh ist, ihn zu verlassen. Nicht viel weniger Lärm
ist in der Werkstelle, in welcher die Tenderkasten gebaut werden.
Dann folgen die geräumigen Werkstellen der Klempner und Kupfer-
schmiede. Nach dem betäubenden Dröhnen in der Kesselschmiede er-
scheint der hier sich entwickelnde Lärm ziemlich unbedeutend, obgleich
er an sich groß genug ist. Blechbiegemaschinen, Rohrbiegemaschinen,
Richtmaschinen, Ausziehhämmer, Drehbänke u. s. w. dienen zur Her-
stellung der Gegenstände aus Blech und Kupfer, während eine An-
zahl von Feuerstellen zum Erwärmen und Biegen der Schwarz= und
Kupferbleche hilft, deren einzelne Theile nach Befinden auch gelöthet
werden.
In der sogenannten Einsetzerei werden alle diejenigen Theile der
Dampfmaschinen, welche einer besonderen Reibung und Abnutzung
ausgesetzt sind, eingesetzt, d. h. gehärtet. In einer daneben befindlichen