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giebt zahlreiche Werkstätten, welche nur die geringsten und billigsten
Sorten, und wiederum andere, wo ausschließlich bessere, einzelne, wo
nur vorzügliche Instrumente gearbeitet werden. Für die geringen
Massenartikel wird das geringste Material genommen. Die ganz
ordinären Geigen im Preise von 7 bis 36 M. für das Dutzend,
welche vorzugsweise in der Umgebung von Klingenthal, in Brunn-
döbra, Schöneck und Schönbach in Böhmen gefertigt werden, und nur
wenige in Klingenthal selbst, obgleich sie unter der Benennung
„Klingenthaler Geigen“ in den Handel kommen, werden nur noch
wenig gesucht. Auch die sogenannte Schönbacher Waare, Geigen im
Preise von 36 bis 54 M. für das Dutzend, hatte einen sehr ge-
ringen Absatz, während die mittlen Sorten von 40 bis 70 M. für
das Dutzend, und die zunächst aufwärts stehenden Sorten von 48 bis
90 M. für das Dutzend in bedeutenden Mengen angefertigt werden.
W. Kellner (Industriezeitung 1885, Nr. 33) bezeichnet die Erzeug-
nisse von Schönbach, Graßlitz, Fleißen, Kirchberg, Ursprung u. s. w.
als „minderwerthige böhmische Instrumente“. Die feineren Instru-
mente werden nur in Markneukirchen gefertigt. Besonders in der
neuesten Zeit hat sich die Fabrikation in den besseren Sorten, im
Preise bis zu 90 M. für das Stück gehoben. In der Hauptsache
vorzugsweise für den inländischen Bedarf; doch auch ein Theil nach
Rußland und Italien. Mit den Fortschritten der Technik ist eine
Verbesserung des Tones verbunden gewesen. Man kann die Zahl
der hauptsächlich in Markneukirchen angefertigten besseren Geigen auf
jährlich 5000 veranschlagen.
Auch in der neuesten Zeit war das Geschäft in geringeren
Geigensorten sehr gut, und in mittlen und feinen Geigen gut zu
nennen. Hervorzuheben ist jedoch, daß auch in den billigeren Sorten
sehr gute Geigen gemacht werden, welche die Schönbacher und Fleißener
Geigen übertreffen. Große Nachfrage war nach Geigen von gutem
Ton. Geringe Waare in Cellos wird nicht gefertigt. Das deutsche
Geschäft war das befriedigendste.
Einen besonderen Fabrikationszweig bildet die Imitation, d. h.
die Nachbildung von Instrumenten berühmter Meister. Dieselbe sucht
neuen Geigen das Ansehen alter italienischer Instrumente zu geben
und dieselben in Bezug auf Ausstattung, Ton und Klangfülle zu er-
reichen. Man hat gerade in diesem Fabrikationszweige außerordent-
liche Fortschritte gemacht. Man fertigt nach Modellen von A. Stradi-
varius, J. Guarnerius, N. Amati, P. Maggini, J. Stainer jährlich
zwischen 800 bis 1000 Stück der getreuesten Copien im Preise von
90 bis 180 M.
Einen besonderen Zweig der Geigenmacherei bildet der ungefähr