88 Aufschwung der Landesverwaltung.
irgend einer frühern Periode. Von Preußen und Württem-
berg ist dies schon erwähnt worden. In Hannover vollzog
sich unter Dahlmann's Schöpfung, der neuen Verfassung von
1833, eine durchgreifende Neuordnung des Staatshaushalts,
neben einer thätigen Fürsorge für das gesammte Unterrichts-
wesen. Die neuen sächsischen Kammern arbeiteten unter der
trefflichen Leitung des Ministers von Lindenau mit sorg-
fältigem Fleiße an einer bessernden Umgestaltung aller Central=
und Localbehörden; eine Menge alter Übelstände wurde
beseitigt, und in nicht seltenen Fällen zeigte sich die Regie-
rung liberaler und volksthümlicher als die Volksvertretung
selbst. König Ludwig von Bayern blieb zwar seit 1831 in
der absolutistischen Abwendung von seinen frühern liberalen
Tendenzen, war aber unablässig bemüht, die Entwicklung,
der schönen Kunst in München zu fördern, veranlaßte Friedrich
Thiersch zu einer trefflichen Reform des Gymnasialunter-
richts, und war mit großem Eifer, wenn auch mit geringerem
Erfolge als Württemberg, auf Hebung der Landwirthschaft
und des Gewerbes bedacht !). Ein bleibendes Andenken
hat sich sodann in Baden der Minister Winter geschaffen,
ein derber, grobkörniger Charakter von unantastbarer Redlich-
keit, beseelt von festem und consequentem Willen, von bürger-
licher und schlichter Gesinnung, welcher in stillem Widerstande
gegen die bundestäglichen Einflüsse durch legislative Reformen
das constitutionelle Wesen zu stärken, durch materielle Ver-
besserungen dringende Bedürfnisse zu befriedigen wußte.
Charakteristisch für den damaligen Standpunkt des Libera-
lismus war es, daß nach Winter's Ernennung zum Minister
1) Heigel, Ludwig I., S. 170.
") Häusser, Badische Revolution, S. 19.