112 Radicale und Socialdemokraten.
ihnen viele Andere von geringerem Rufe. Von baldigem
Losschlagen wurde bei diesen großen, bald im Rheingau, bald
in Leipzig stattfindenden Zusammenkünften nicht gesprochen;
man erwog das gleichlautende Verhalten in den Kammern,
das übereinstimmende Wirken in der Presse und der Litteratur,
das allseitige Werben neuer Anhänger und die Ausgabe
packender Schlagwörter für das Wachsthum der Bewegung.
Daneben aber versagte sich die radicale Partei keineswegs
eine Wühlerei besonderer Art, welche sehr bald auch über die
deutschen Grenzen hinaus und in communistische Kampfmittel
übergriff. Robert Blum's bescheidene Wohnung in Leipzig
war ein festes Haupt= und Durchzugsquartier polnischer Flücht-
linge und Verschwörer, welche damals einen großen Schlag,
gegen die Theilungsmächte vorbereiteten, in den deutschen
und französischen Republikanern ihre natürlichen Bundes-
genossen sahen, und stets bereit waren, eine enge Verbindung,
zwischen beiden zu vermitteln. In Paris leitete Ledru-Rollin
die Thätigkeit der republikanischen Comites, L. Blanc und
Proudhon, beide mit deutschen Schriftstellern in lebhaftem
Gedankenaustausch, betrieben die litterarische Agitation der
Socialdemokratie; unter den Pariser Arbeitern war für diese
Zwecke der große Verein „die Marianne“ thätig; dort er-
füllte sich eine bedeutende Zahl der in Paris beschäftigten
deutschen Arbeiter mit Begeisterung für die commnnistischen
Weltbeglücker, und verbreitete diese Vorstellungen nach der
Rückkehr unter ihren Landsleuten. Zu gleichen Studien
fanden deutsche Handwerksburschen in der Schweiz Gelegen-
heit, so daß die badische Polizei durch die Entstehung mehrerer
Vereine dieser Art ernstlich beunruhigt wurde. Eine von der
radicalen Partei in Herisau bei Zürich eingerichtete Buch-