Revolutionäre Vorbereitungen. 113
handlung lieferte fort und fort revolutionäre Flugschriften,
die zu vielen Tausenden heimlich unter den niedern Classen
in ganz Deutschland verbreitet wurden. Dazu kamen ähn-
liche Sendungen aus Nordamerika, wo in mehreren Städten
sich für denselben Zweck Vereine deutscher Einwanderer ge-
bildet hatten. In diesen Schriften wurde die Sache ganz
praktisch angegriffen; an begeisterten Preis der Republik und
greuliche Schilderung der deutschen Despoten schloß sich der
Aufruf zur bewaffneten Revolution, unter drastischer Auf-
zählung der einzelnen Actionen, wie z. B. Vernichtung des
Adels, Vertreibung der Juden aus Deutschland, Verjagung
aller Könige, Herzoge und Fürsten, Ermordung aller Be-
amten, sodann mit genauen technischen Angaben, wie man
die geheimen Vereine zu diesem Zwecke einzurichten, auf
welche Weise man sich Geld und Waffen zu verschaffen, mit
welchem Material und nach welchen Regeln man widerstands-
fähige Barrikaden zu bauen habe. Diese Lehren wurden von
zahlreichen Lesern um so eifriger verschlungen, als der heiße
Sommer von 1846 dem deutschen Süden eine herrliche Wein-
lese, dem Norden aber eine schwere Mißernte und Theuerung
brachte, so daß dort ein üppiges Wirthshausleben und hier
der Grimm des Elends die Bewegungslust der Massen steigerte.
Die Losung flog durch die Luft; so kann es nicht bleiben;
es wird losgehen, sobald in Paris der alte Louis Philippe
die Augen schließt.
Und nun war es, als hätte ein schadenfroher Dämon
an allen Enden Europas den Zündstoff angehäuft, aus dem
bald hier, bald dort, zum Schrecken oder Zorn der Menschen,
drohende Flammen emporzüngelten. Anfangs 1846 hatten
die preußischen Behörden in Posen den dortigen Zweig der
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. I.