122 Sinkendes Ansehen Metternichs.
That war es nicht mehr die klerikale Partei allein, welche über
das grobe Ärgerniß zürnte; die Entrüstung gegen den König
hatte in München die gesammte Bürgerschaft und die Universität
ergriffen; überall in Bayern wandte man sich mit bitterem
Grolle von einem auf solche Art besudelten Throne hinweg.
Zugleich aber auch sank die letzte, stets für unantastbar
gehaltene Stütze des bisherigen Systems, die Autorität des
Fürsten Metternich, in immer tiefere Mißachtung. Wohl
gaben ihm die drohenden Zeichen der Zeit Anlaß genug,
sich des Scharfblicks zu rühmen, mit dem er die Annäherung
der socialen Revolution vorausgesagt habe. Die Frage war
nur, ob seine ausschließlich polizeilichen Gegenanstalten an-
statt der politisch erforderlichen Reformen die Gefahr abge-
halten oder vergrößert, ob nicht seine Zurückweisung der
gebildeten und besitzenden Classen von der thätigen Theil-
nahme am Staate sie selbst in die Arme der Revolution
getrieben habe. Jetzt mußte er, mehr als 70 Jahre alt, es
erfahren. In Ungarn hatte Ludwig Kossuth seit 1842 im
Abgeordneten-Hause und in den Comitaten eine kräftige
demokratische Bemwegung in das Leben gerufen; Metternich,
sonst wenig in der innern Verwaltung beschäftigt, suchte 1847
durch eine ganze Reihe von Reformgesetzen die Gährung zu
beruhigen: es erging ihm wie dem preußischen König im
Vereinigten Landtag; das vor zehn Jahren willkommene
Angebot erschien für die stetig gewachsenen Anforderungen
zu spät; die Agitation ging unaufhaltsam ihren Gang. Ja,
auch auf dem eigentlichen Felde seiner gepriesenen Thätigkeit,
in der auswärtigen Politik, erlebte der Staatskanzler ein
Mißlingen nach dem andern. In seinem blinden Eifer, der
socialen Revolution gegenüber zu erhalten, was eben bestand,