Gährung in Italien. Siege der schweizer Radicalen. 123
gleichviel ob es innerlich haltbar wäre, hatte er aller Orten,
in Deutschland und der Schweiz, in Italien und der Türkei,
sich mit absterbenden Resten der Vergangenheit verbündet,
und die lebenskräftigen Keime der Zukunft niedergehalten.
Nun ging in der Türkei das Sultanat einer immer wachsenden
Anarchie entgegen, während die aufstrebende Rajah sich eng
und enger an Rußland statt an Osterreich anschloß. In
Italien hatte 1846 der damals liberale Papst Pius IX. das
Banner der nationalen Unabhängigkeit erhoben; seitdem gährte
es in allen Staaten der Halbinsel; in Sicilien brach der
offene Aufstand los; die österreichische Herrschaft in Toscana,
Modena und der Lombardei sah sich der erklärten Feind-
seligkeit des Volkes gegenüber, König Karl Albert von
Sardinien verstärkte sein Heer, und wartete des günstigen
Augenblicks zum Angriff. Lord Palmerston, längst mit
Osterreich unzufrieden, that Alles, die nationalen Gedanken
in der ganzen Halbinsel zu ermuthigen. Endlich in der
Schweiz standen sich seit 1843 die radicale und die jesuitische
Partei, von denen jene zugleich die Vertreterin einer Bundes-
reform im centralisirenden Sinne, und diese die Bundes-
genossin des souveränen Cantönli-Geistes war, kampfgerüstet
gegenüber. Es verstand sich, daß Metternich, unter Zu-
stimmung Friedrich Wilhelm's und Guizot's, auf alle Weise
die jesuitische Partei unterstützte. Er beantragte eine Con-
ferenz der fünf Großmächte über die Sache; Palmerston ging
bereitwillig darauf ein, that dann das Mögliche, die Ver-
handlung zu verschleppen, und sandte zugleich nach Bern die
geheime Aufforderung, schleunigst ein Ende zu machen. Die
Tagsatzung, von den Radicalen beherrscht, schlug hierauf ohne
Zögern los, in drei Wochen waren die Cantone der jesuitischen