134 Die Märzrevolution. 1848
schwer bedrängt war, wollte man sich auf die Frage nicht
einlassen, um so eifriger griff in Dresden der neue Minister
von der Pfordten zu. Aus den verschiedenen Berathungen
entstand ein Programm, welches in wenigen kurzen Sätzen
die vollständige Skizze einer künftigen Reichsverfassung enthielt:
ein Oberhaupt mit verantwortlichen Ministern, ein Senat der
Einzelstaaten, ein Volkshaus mit Abgeordneten von je
70000 Seelen, Überweisung des Heerwesens, der Diplomatie,
der Handels-, Zoll= und Verkehrssachen an diese Reichsgewalt,
ein Bundesgericht, Verbürgung der volksthümlichen Freiheits-
rechte. Damit eilten dann Vertreter der genannten Höfe zur
entscheidenden Stelle, nach Berlin.
Gleichzeitig nahm auch der Siebener-Ausschuß dieses
Programm an, und lud am 11. März alle deutschen Stände-
Mitglieder und sonstige Notabeln auf den 31. nach Frankfurt
zur Berathung der deutschen Parlaments-Verfassung ein. Zu
bindenden Beschlüssen hatte eine solche Versammlung weder
Auftrag noch Rechtstitel. Aber wie die Dinge lagen, war
die Hoffnung begründet, daß gegen ihre Meinungsäußerung
kein Mensch einen Widerspruch wagen würde. Und in diesem
Augenblick traten Ereignisse ein, welche den Gesichtskreis
solcher Erwartungen sofort in ungeahnte Weite auszudehnen
schienen.
Am 13. März geschah das Erstaunliche, das Unerhörte,
daß die Regierung einer europäischen Großmacht, dieselbe
Regierung, die bisher der Quell und der Hort der deutschen
Reaction gewesen, daß die Regierung des Fürsten Metternich
in sich zusammenstürzte, ohne Kampf, wie die Machthaber
von Schwarzburg-Sondershausen und Anhalt-Dessau, vor
einem lärmenden Ausdruck= des Volkswillens. Einige kurze