Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Metternich's Sturz. 135 
Straßentumulte, die von den Truppen ohne Mühe unterdrückt 
wurden, einige Pöbelexcesse in den Vorstädten, die nach un- 
bedeutender Plünderung von selbst erloschen, daneben eine 
Deputation der Wiener Studenten und eine andere der nieder- 
österreichischen Stände: das reichte hin, den Erzherzogen und 
Ministern die Nothwendigkeit des Nachgebens und der Ent- 
lassung Metternich's anschaulich zu machen. Das Wort des 
Räthsels war eben kein anderes, als daß Erzherzoge und 
Minister der langen Dictatur des stets lehrhaften Staats- 
mannes, der doch in letzter Zeit überall Fehlschläge erlitten, 
gründlich müde geworden waren, und gerne den Anlaß zu seiner 
Beseitigung ergriffen. Nicht ohne Würde legte der alte Fürst 
sein Amt nieder, und nun erst wich die bisherige Verwaltung 
aus allen Fugen. Irn erschreckender Weise zeigte sich dann, 
wie wenig geistige Kräfte unter Metternich's langer Verwaltung 
in Osterrreich herangewachsen waren. Mit seinem Ausscheiden 
wurde das Staatsschiff steuerlos, und trieb eine geraume 
Weile vor den wechselnden Stürmen schwankend dahin. In 
Wien stand, nachdem am 14. März die Truppen die Stadt 
verlassen hatten, Hof und Regierung unter dem Schutze, und 
damit zur Verfügung einer schlaffen Bürgerwehr und einer 
radicalen Studentenmasse. Es dauerte bis zum 20. März, 
ehe es unter dem Vorsitz des Grafen Ficquelmont zu der 
Bildung eines neuen Cabinettes kam. In der Lombardei und 
in Venedig erhob sich die nationale Empörung, fand Zuzug 
aus ganz Italien und bald Unterstützung durch die sardinische 
Armee. Ungarn stand dicht vor dem Ausbruch der Revolution; 
es gährte in den slavischen Provinzen, vor Allem in Böhmen; 
in den deutschen Kronlanden erhoben sich die Bauern gegen 
die Gutsherren, und die Bürger wollten von Polizei und
	        
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