138 Die Märzrevolution. 1848
er ein Patent, worin er fast ganz dieselben Sätze wie jenes
Gagern'sche Programm aufstellte, nur daß er kein Bundes-
oberhaupt begehrte, sondern sich mit einem Bundesfeldherrn-
thum begnügte, und den Vereinigten Landtag auf den 2. April
zur Berathung und Fortbildung der preußischen Verfassung
einberief, zugleich auch durch ein besonderes Gesetz in Preußen
die Censur aufhob. Auf die Kunde von diesen Concessionen
war am Vormittag des 18. März der Platz vor dem Königs-
schlosse mit vielen tausend Menschen erfüllt, welche den
Monarchen Anfangs mit jubelndem Danke begrüßten; allmählich
aber änderte die Masse ihr Aussehen; Proletarierhaufen riefen,
das Alles helfe ihrer Noth nicht; Andere begehrten den Abzug
der Truppen, und eine Bande versuchte, in ein Portal des
Schlosses einzudringen. Da befahl der König, den Platz zu
säubern; auf jeder Seite desselben ging darauf eine Com-
pagnie Infanterie vor, in der Mitte ritt eine Schwadron
Dragoner, im Schritt mit eingesteckter Waffe. Sofort er-
neuerten sich die Scenen der frühern Tage; das Volk warf
sich schimpfend und drohend den Dragonern entgegen, so daß
die Pferde unruhig wurden, und einzelne Reiter zur Ver-
theidigung die Säbel zogen. Zufällig entluden sich die Ge-
wehre von zwei Grenadieren, das eine durch Ungeschick des
Soldaten, das andere durch den Schlag eines Arbeiters auf
den Hahn: die Kugeln gingen harmlos in die Luft, und über-
haupt wurde kein Mensch auf dem Platze geschädigt. Aber
gleich nach dem Knall der Schüsse stob die Volksmenge aus-
einander; und wie ein Lauffeuer ging der Ruf: Verrath,
Mord, Waffen, Barrikaden, durch alle Straßen; es hieß, die Dra-
goner hätten eingehauen, die Grenadiere durch eine Bataillons-
salve ganze Massen wehrloser Bürger niedergestreckt: darob