Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Nationale Pläne des Königs. 143 
ihn anregte, die Aufmerksamkeit der Volkes von den innern 
Fragen hinweg eben auf die deutsche Sache zu lenken. Eine 
enthusiastische, aber von unbedachten Worten nicht freie Procla- 
mation vom 21. März erklärte: „Rettung aus unsern Gefahren 
kann nur aus der innigsten Vereinigung der deutschen Fürsten 
und Völker unter Einer Leitung hervorgehen. Ich übernehme 
heute diese Leitung für die Tage der Gefahr. Mein Volk, 
das die Gefahr nicht scheut, wird mich nicht verlassen, und 
Deutschland wird sich mir mit Vertrauen anschließen. Ich 
habe heute die alten deutschen Farben angenommen, und mein 
Volk unter das ehrwürdige Banner des deutschen Reiches 
gestellt. Preußen geht fortan in Deutschland auf.“ Zur 
sichtbaren Bethätigung dieses Programmes machte er, von 
Ministern und Generalen, Bürgern und Studenten umgeben, 
sie Alle mit schwarz-roth-goldenen Binden geschmückt, einen 
feierlichen Umritt durch die Straßen Berlins und verkündete 
in mehreren Anreden an die Bevölkerung die neue deutsche Zeit. 
Viele Männer altpreußisches Sinnes fanden diesen Auf- 
zug mehr würdelos als ergreifend. Jedesfalls aber mußte 
man nach ihm ein rasches und thatkräftiges Vorgehen des 
Königs erwarten, und die noch an demselben Tage erfolgende 
Ankunft des jüngern Gagern in Berlin bot dazu Anlaß und 
Inhalt; offenbar wären die nächsten Maaßregeln gewesen: 
eine Aufforderung an den Bundestag, sofort die Wahlen zum 
Parlament auf einen möglichst nahen Termin auszuschreiben, 
Aufforderung an die Regierungen, ihre Vertreter bei dem Ver- 
fassungswerke zu bezeichnen, eine Erklärung, selbst zur Eröffnung 
des Parlaments zu erscheinen, und verantwortliche Minister 
zur Führung der Exccutive zu bestellen. Es hätte nicht an 
Geschrei der Demokraten, nicht an Murren der Höfe gefehlt;
	        
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