1848 Der Versuch mißlingt. 145
Ader. Nicht ohne ihren Beifall wiederholten die Wiener
Zeitungen die Schmähungen über Friedrich Wilhelm, und da
man nicht füglich den halb blödsinnigen Kaiser Ferdinand
als ideale Größe ihm gegenüber stellen konnte, lenkte man
die Aufmerksamkeit Deutschlands auf den Erzherzog Johann,
der trotz seiner Niederlagen auf dem Schlachtfelde, wegen
seiner unebenbürtigen Heirath und eines angeblichen Trink-
spruchs auf deutsche Einigkeit sich einer gewissen Popularität
in Wien erfreute. Dann wehte auf dem Stephansthurme
eine schwarz-roth-goldene Fahne; der Kaiser wurde, ein solches
Banner in der Hand, dem Volke in einem Fenster der Hof-
burg vorgestellt, und Presse und Vereine hallten wieder von
großdeutscher Gesinnung. Am 24. März erging ein Rund-
schreiben an alle deutschen Höfe, welches gegen jede einseitige
Anderung der deutschen Bundesverfassung ohne die Zu-
stimmung Aller eine wuchtige Verwahrung einlegte.
Diese schnell auf einander folgenden Wahrnehmungen
machten in Berlin dem Thätigkeitsdrang vom 21. ein rasches
Ende. Von der Leitung in der Stunde der Gefahr war
keine Rede mehr. Der König hatte durch den demokratischen
Hohn über sein wohlgemeintes Manifest eine neue harte
Kränkung erlitten. Er beschloß, abzuwarten, und begnügte
sich, am 25. März den deutschen Regierungen zu erklären,
daß er bereit sei, ständische Deputirte, wenn der Bundestag
es wünsche, nach Frankfurt zu senden.
Indessen ließ sich Freiherr Arnim, so entschieden der
Mißerfolg dieses ersten Versuches war, dadurch in seinem
Verfahren nicht beirren. In Schleswig-Holstein war es eben
damals zur Erhebung des Landes gegen Dänemarks rechts-
widriges Verfahren gekommen, König Frederik VII. hatte,
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. I.