154 Die Parteien. 1848
das Volk selbst und den Willen des ganzen Volkes.“ Ganz
naiv hieß es aber nach einigen Sätzen weiter: „die Republik
ist für uns eine Gewissenssache, eine religiöse Angelegenheit;
die Monarchie kann heute auch von keiner Majorität uns mehr
aufgedrungen werden.“ Und dann: „wir glauben und gestehen
es offen, daß ohne vorhergegangenen Volkssturm die neue
Zeit für Deutschland nicht heraufgeführt werden wird.“ Also
denke die Majorität wie sie wolle; das Volk, d. h. Herwegh
und Genossen, werden im Sturme die Monarchen verjagen;
da mit diesen, setzte er im Hinblick auf die polnischen Freunde
hinzu, kein ernsthafter Kampf gegen Rußland geführt werden
kann. Hecker war durchaus derselben Meinung: das Volk ist
souverän, aber die Monarchie darf es nicht anerkennen. Er
hatte noch in den letzten Stunden des Vorparlaments seinen
Freunden gesagt: hier in Frankfurt ist nichts zu machen, es
gilt in Baden loszuschlagen. So eilten sie in den Süden
des Landes, wo ihre Vereine am stärksten gearbeitet hatten,
und Zuzug aus der Schweiz erwartet wurde. Am 12. April
kündigte aus Constanz Hecker das Unternehmen der Welt an,
rief alle waffenfähigen Männer der Gegend zu den Waffen
und erklärte die Absetzung der bisherigen Beamten. Der
Bundestag bot dagegen badische, hessische und württemberger
Truppen auf, welche bei dem ersten Zusammentreffen am 20.
einen Insurgentenhaufen unter Führung Hecker's bei Kandern,
und einen zweiten unter Struve bei Steinen vollständig aus-
einander sprengten. Bewaffnete Bauern, die am 22. Freiburg,
besetzt hatten, wurden am 24. überwältigt: jetzt erst kam
Herwegh mit seiner Pariser Freischaar über den Rhein, wurde
aber am 27. bei Dossenbach von einer Compagnie Württem-
berger ereilt und in wilder Flucht über die schweizer Grenze