Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

158 Die Parteien. 1848 
sinniges Unternehmen einen Verrath am deutschen Volke be- 
gangen. 
Denn ohne Zweifel war nach diesen verunglückten Ge- 
waltthaten die Vorliebe für Polen und die Schwärmerei für 
die Republik in weiten Kreisen abgekühlt oder vertilgt. Bei 
den Fürsten aber kam damals das Wort auf: gegen Demo— 
kraten helfen nur Soldaten. 
Dennoch aber ließ die radicale Partei den Muth nicht 
sinken. Was der Putsch verdorben hatte, konnte man vielleicht 
im Parlamente gut machen. Mit doppeltem Eifer also wurde 
der Wahlkampf betrieben. Man redete nicht mehr offen von 
der Republik, desto energischer aber von der Volkssouveräni— 
tät. Die Monarchen möchten aufrecht bleiben, aber überall 
sollten sie den souveränen Volkswillen vollstrecken. Das 
sei das echte verfassungsmäßige Königthum, alles Andere ein 
elender Scheinconstitutionalismus, wie ihn die lauen und ver- 
rätherischen Halbliberalen von Gagern's Schlag im Sinne 
trügen. Das Volk aber brauche ganze Männer, welche ent- 
schieden für seine Rechte und seinen Wohlstand einträten, dem 
Taglöhner reichliche Nahrung, dem Arbeiter Befreiung vom 
Joche des Capitals, dem kleinen Bauern ein ausreichendes 
Ackermaaß verschaffen würden. Also Krieg den Aristokraten, 
den Geldsäcken, den hartherzigen Egoisten! Diese Lehren 
wurden in Städten und Dörfern unablässig verkündet, und 
veranlaßten an hundert Punkten verstärkte Erregung der 
Massen, grimmige und nicht selten blutige Tumulte. Das 
jubilirende Treiben der ersten Revolutionswochen machte eincr 
dumpfen Gährung Platz. 
Während dieses revolutionären Tobens und Drängens 
waren im Frankfurter Bundespalaste die siebzehn Vertrauens-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.