1848 Verfassungsfragen. 159
männer mit dem Entwurf der Reichsverfassung beschäftigt,
der unter Umständen als Vorlage des Bundestags an die
Nationalversammlung hätte dienen mögen. Hier traten nun
ganz andere Stoffe der Entzweiung als der Kampf zwischen
Monarchie und Republik an das Licht. Es galt nicht, wie
bei den Radicalen, alles Vorhandene niederzuwerfen und dann
auf dem freien Felde einen Bau nach freier Phantasie zu er-
richten: wer aber bei dem allgemeinen Ruf nach Einheit mit
den gegebenen Elementen rechnen wollte, fand sich auf der
Stelle der großen Frage gegenüber, deren Phasen seit einem
Jahrhundert den Inhalt der deutschen Geschichte gebildet
hatten, dem Verhältniß der beiden Großmächte im Reiche, unter
einander und zu dem Sonderthum der kleinern Staaten.
War es möglich, in einem einheitlichen Bundesstaate beide
zu vereinigen? und wenn nicht, sollte man dann um der
fester gefügten Einheit willen, auf die deutschen Lande der
einen verzichten? oder umgekehrt, würde man, um alles
deutsche Land zusammenzuhalten, jene Einheit fahren lassen,
und sich mit einzelnen Verbesserungen des bisherigen Staaten-
bundes begnügen? Wie wir sahen, hatte bereits in Heppen-
heim der Streit über diese Fragen, wenn auch noch unaus-
gesprochen, auf dem Grunde der Verhandlungen gelegen; von
nun an trat er in die erste Linie der nationalen Bewegung
herrschend ein.
Der Berichterstatter der Siebzehn war Dahlmann, der
berühmte Historiker, der Führer der gefeierten Göttinger Pro-
fessoren, zur Zeit einer der hervorragendsten Lehrer der Bonner
Hochschule. Er war ein gedankenreicher und ehrenfester Mann
von unerschütterlichen ÜUberzeugungen und muthiger Vaterlands-
liebe, als Politiker ein starrer Doctrinär, welcher im Anschluß