Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Correspondenz zwischen Bismarck und Rechberg. 395 
wechsel mit Bismarck an, aus dem hier Einiges mitgetheilt 
werden mag, da er als der letzte Versuch eines innerlichen 
Ausgleichs zwischen dem alten und dem neuen Deutschland 
ebenso merkwürdig, wie über die damalige Denkweise der 
beiden Staatsmänner belehrend ist. 
Wir verfolgen, schrieb Rechberg am 6. September, die 
Aufgabe, mehrjährige Differenzen und Kämpfe der Vergessen- 
heit zu übergeben, die Folgen derselben in der Stimmung 
der Bevölkerung zu verwischen und das Bewußtsein der 
beiderseitigen Vortheile einer österreichisch-preußischen Allianz 
zu erwecken. Er mahnte demnach, die Handelsfrage keine 
störende Wendung nehmen zu lassen, in der Frage der 
holsteiner Telegraphenverträge aber die formelle Nichtigkeit 
durch nachträglichen Bundesbeschluß zu heilen, und damit die 
Souveränität der Hansestädte anzuerkennen. In seiner Ant- 
wort vom 8. September sprach Bismarck zunächst seinen leb- 
haften Dank für die von Rechberg ergriffene Initiative zu 
vertrauensvoller Besprechung der schwebenden Fragen aus, 
erwähnte dann die Angstlichkeit seiner Collegen von den tech- 
nischen Ressorts bei der Verhandlung des neuen Zoll= und 
Handelsvertrags — mir ist, sagte er, der Zauber nicht klar, 
der in dem Worte Zolleinigung liegt, daß die bloße Nennung 
unsere Fachmänner empfindlich, die Ihrigen wohlthuend be- 
rührt — während wir doch Alle darüber einverstanden sind, 
daß die Sache weder möglich ist noch nützlich wäre. Es sei 
zu hoffen, daß die beiden Commissare sich ergiebig mit der 
Frage beschäftigen werden, wie unsere Handelsbeziehungen, 
so lange als wir noch nicht uns in Zolleinigung befinden, 
sich gestalten sollen; versäumen wir nicht über dem Irrlicht 
der Zolleinigung die praktische Wohlthat des Handels-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.