222 Schleswig-Holstein. 1848
den persönlichen Verkehr hatte er sich allerlei burschikose
Sonderlingsmanieren zugelegt, hinter denen sich aber stets
eine berechnende Schlauheit verbarg. Ubrigens war er leicht
bestimmbar durch die wechselnden Tageseindrücke, dann aber
äußerst eigenwillig in der gerade angeregten Stimmung.
Nachdem Dänemark am 19. April seine Flotte zur Auf-
bringung aller preußischen Schiffe angewiesen und damit
seinerseits die Feindseligkeiten eröffnet hatte, schritt Wrangel
am 23. April auf Grund eines sehr unklar gedachten Planes
zum Angriff auf die feindliche Stellung am Danewerk und
der Stadt Schleswig. Die ungestüme Tapferkeit der preußischen
und holsteinischen Truppen griff mit solchem Nachdrucke durch,
daß das feindliche Heer in verwirrter Auflösung nach Norden
auseinander stob, und bei rascher Verfolgung der gänzlichen
Vernichtung schwerlich entgangen wäre. Dazu kam es aber
nicht, da Wrangel seinen Truppen einige Ruhetage gönnte,
dann Nordschleswig ohne Widerstand besetzte, und endlich auch
einige Meilen weit in Jütland vordrang, wo am 2. Mai die
Festung Fridericia ohne Kampf ihre Thore öffnete. Die
weitern militärischen Actionen des Sommers beschränkten
sich auf kleine Uberfälle und Scharmützel, in welchen von beiden
Seciten mit großem Muthe, aber ohne weiter reichende Erfolge
gefochten wurde.
Dieses Stocken der kriegerischen Operationen hatte nun
seinen Grund weder in der beschränkten Fähigkeit des Generals
von Wrangel, noch auch in einer stillen Hinneigung Friedrich
Wilhelm's zu seinem königlichen Collegen in Kopenhagen: sie
ergab sich vielmehr aus einem wachsenden Drucke der euro-
päischen Mächte, welche ohne Ausnahme der deutschen Sache
ungünstig, ja feindselig waren. Leider ist hier zu bekennen,