Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Die fremden Großmächte für Dänemark. 223 
daß schwere Mißgriffe der deutschen Politik zu der Entstehung 
dieser europäischen Stimmung mitgewirkt hatten. 
Wir werden später sehen, wie damals seit Jahren die 
Erhaltung der dänischen Gesammtmonarchie trotz oder wegen 
des streitigen Thronfolgerechts ein Thema für die Erwägung 
der Großmächte, eine Frage des europäischen Gleichgewichts 
geworden war. Es war also ein unvorsichtiger Schritt, daß 
Friedrich Wilhelm am 24. März die runde Erklärung abgab: 
die Regierung der Herzogthümer vererbt im Mannsstamme, 
d. h. mit dem Tode Frederik's VII. fällt die dänische Mon- 
archie auseinander. Alle übrigen Großmächte aber hatten 
den entgegengesetzten Wunsch, und kamen damit sofort in eine 
für Preußen ungünstige Stellung. Preußen hätte besser ge- 
than, seine Thätigkeit auf den Verfassungsstreit zu beschränken, 
die Erbfolgefrage aber entweder schweigend zu übergehen oder 
zur Entscheidung Europas zu stellen. 
Noch viel übler aber wirkte die weitere deutsche Forderung 
des Eintritts Schleswigs in den deutschen Bund, und vor 
Allem die vor jedem Bundesbeschluß thatsächliche Vollziehung 
derselben durch die Aufnahme der schleswiger Abgeordneten 
in die Nationalversammlung. Dies war eine ebenso starke 
Anderung des bisherigen Rechtszustandes wie auf der geg- 
nerischen Seite die angedrohte Einverleibung Schleswigs in das 
eigentliche Dänemark, und hier hatten die Deutschen nicht 
bloß eine Absicht ausgesprochen, sondern sogleich die vollendete 
Thatsache geschaffen. Die Dänen beeilten sich, gegen eine 
solche Vergewaltigung bei allen Höfen Anklage zu erheben, 
und überall war der Erfolg der gleiche. Fortan herrschte in 
Europa die Ansicht, daß nicht die Dänen sich zur Verletzung 
der alten Landesrechte, sondern daß sich das revolutionäre
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.