1848 Schweden rüstet gegen Deutschland. 225
begnügte sich einstweilen, im Stillen den König Oscar von
Schweden zu kräftigem Auftreten gegen Deutschland anzu-
treiben, welcher dann nicht gerade einen Krieg mit Deutsch-
land wünschte, aber gerne ein wenig rüstete, um eine Er-
höhung seines Militäretats von seinen Kammern zu erlangen,
und zugleich den dänischen Parteien durch die Aussicht auf
einen skandinavischen Bruderbund zu schmeicheln. Sodann
in England waren die Stimmungen zwar getheilt, aber doch
überwiegend auf dänischer Seite. Die ganze Handelswelt sah
in der deutschen Erhebung die bevorstehende Erweiterung des
Zollvereins, und in der Besetzung Schleswigs den ersten
Schritt zur Bildung einer deutschen Flotte, beides nach ihrer
Auffassung höchst widerwärtige Dinge. Im Parlament er-
klärte die gesammte Torypartei Deutschlands Verfahren kurz-
weg für eine brutale Gewaltthat, für einen nicht zu dulden-
den Mißbrauch vermeintlicher Ubermacht. Auch im Cabinet
fällte die Mehrzahl dasselbe Urtheil, jedoch war das einfluß-
reichste Mitglied, der Minister des Auswärtigen, Lord Palmer-
ston, obgleich im Allgemeinen kein Deutschenfreund, doch über die
dänische Offensive hinreichend unterrichtet, und bereit zu einer
vermittelnden Thätigkeit. Auch die Königin, durch den Prinzen-
Gemahl bestimmt, gebrauchte ihren Einfluß in gleichem Sinne.
Aber bei jenem Stande der öffentlichen Meinung war auch von
diesen Wohlgesinnten für Deutschland höchstens eine sanfte Em-
pfehlung versöhnlicher Vorschläge in Kopenhagen zu erwarten.
Somit fand sich die deutsche Nation in Europa völlig
isolirt und auf beiden Seiten durch feindlich gesinnte Nach-
barn bedroht.
Und wie lagen die Dinge in Bezug auf den dänischen
Krieg in Deutschland selbst?
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. I. 15