226 Schleswig-Holstein. 1348
Die Regierung, welche jetzt entschiedener als jemals den
Anspruch auf Fortdauer ihrer Präsidialstellung im Bunde
erhob, die österreichische, erklärte, verhindert zu sein, Truppen
nach Schleswig zu senden. Nun war es zweifellos, daß
Osterreich damals seine Heeresmacht anderwärts nöthig hatte.
Aber auch nur das Erscheinen eines Bataillons, das Zeigen
der österreichischen Fahne in Schleswig, wäre für Deutsch-
land, gegenüber Dänemark und Europa, unschätzbar und für
Osterreich unter allen Umständen thunlich gewesen. Aber eben
dies war es, was SÖsterreich nicht wollte; bei dem ersten
Kriege, welchen der deutsche Bund führte, sagte es sich vom
Bunde los. Graf Ficquelmont erklärte weiter, daß Oster=
reich als europäische Großmacht zu handeln habe, daß es als
solche mit dem dänischen Hofe in ebenso guten Beziehungen
wie mit den deutschen stehe, sich also jedes Urtheils über die
streitige Rechtsfrage enthalte, und den diplomatischen Verkehr
mit Kopenhagen nicht abbrechen werde. Die übrigen süd-
deutschen Staaten lieferten für die schleswigische Sache be-
geisterte Volksversammlungen in großer Zahl, Kreuzersamm-
lungen für die künftige deutsche Flotte, kleine Freischaaren
und einige tüchtige Officiere; die Regierungen aber verhielten
sich bis Ende Juli völlig unthätig. Die norddeutschen Staaten
des 10. Bundescorps hatten 10000 Mann (von 30000) ge-
stellt, erklärten aber, als Wrangel Verstärkung begehrte, sich
dazu nur höchst unvollkommen im Stande, da sie den Rest
ihrer Mannschaften zur Deckung ihrer Küsten und zum Schutz
der innern Ordnung bedürften.
Preußen war für den dänischen Krieg beinahe ebenso
isolirt in Deutschland, wie Deutschland in Europa.
Man begreift hienach, daß das Berliner Cabinet mit