Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Graf Pourtales in Malmö. 229 
daß die Sache der Herzogthümer als eine Angelegenheit 
deutscher Nation zu ihrem Wirkungskreise gehöre, und daß sie 
hier die Ehre und das Interesse Deutschlands wahren werde. 
Einstweilen aber blieb es bei den Worten, und die preußische 
Regierung ließ sich dadurch auf ihrem Wege nicht beirren, 
sondern sandte am 22. Juni den Grafen Pourtales nach 
Malmö, wo damals König Oscar von Schweden sein Hof- 
lager genommen hatte. Pourtales sollte den Schweden zu 
Gemüthe führen, wie sehr ihr Auftreten die Hartnäckigkeit der 
Dänen steigere, und sie zur Erschwerung des von Preußen 
ersehnten Friedenswerkes durch unbillige Forderungen verleite. 
In der That liefen ihre bisher in London erhobenen An- 
sprüche auf eine völlige Demüthigung Deutschlands hinaus. 
Sie erklärten, daß der Waffenstillstand sich nicht auf das 
Aufhören der militärischen Feindseligkeiten beschränken dürfe; 
während seiner Dauer müßten auch die ersten Schritte zur 
Herstellung der innern Ordnung der Herzogthümer geschehen. 
Demnach sei die von der revolutionären Regierung gebildete 
Armee aufzulösen, und die Leute in ihre Heimath zu entlassen; 
Holstein als deutsches Bundesland möge unter der Ver- 
waltung der dem Bunde genehmen Behörden verbleiben, in 
Schleswig aber sei unter Entfernung der beiderseitigen Truppen 
eine dänische Regierungsbehörde einzusetzen, um, wie sie sagten, 
die Verwaltung dieses Landes in gebührender Weise zu 
reorganisiren. Offenbar wäre mit der Gewährung dieser 
Forderungen die Trennung Schleswigs von Holstein im 
Grundsatz anerkannt, mithin die Lösung der Cardinalfrage 
im dänischen Sinn eingeräumt worden. Der preußische Ge- 
sandte hatte dies also entschieden abgewiesen, und auch Lord 
Palmerston ihm zugestimmt, dann aber zur Vermittlung den
	        
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