Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

238 Schleswig-Holstein. 1848 
Keulenschläge fielen diese Dinge auf die Geister der Ver- 
sammlung, als Dahlmann sie am 4. September in seiner 
wuchtigen Art mit von Erregung bebender Stimme aufzählte. 
Dazu der wilde Jubel der sonst für die bedächtigen Schleswig- 
Holsteiner wenig begeisterten Linken, daß nun ein Kampfruf 
gefunden sei zu einem vernichtenden Angriff auf den Aller- 
verhaßtesten, auf den König von Preußen, und vielleicht auf 
die beinahe gleich gehaßte Mehrheit des Parlamentes selbst, 
wenn sie jenen zu decken unternähme. Anfangs schien Alles 
nach ihrem Sinne zu gehen, so tief war die Erbitterung auch 
in die Reihen der Centren und der Rechten gedrungen. Ein 
zu der Prüfung der Sache gewählter Ausschuß beantragte am 
5. September einen Beschluß auf Sistirung aller zur Aus- 
führung des Vertrags ergriffenen militärischen und sonstigen 
Maaßregeln, also in erster Linie Aufschub des Rückmarsches 
der deutschen Truppen aus den Herzogthümern. Dagegen 
erklärte das Reichsministerium, daß es aus Gründen unab- 
weislicher Nothwendigkeit nicht auf die Verwerfung des Ver- 
trags antragen könne, und nach Annahme des Ausschuß- 
Antrags zurücktreten werde. Dahlmann aber als Bericht- 
erstatter des Ausschusses riß einen großen Theil der Centren 
mit sich fort: unterwerfen wir uns, rief er, bei der ersten 
Prüfung, die uns naht, den Mächten des Auslandes gegen- 
über kleinmüthig bei dem ersten Anblick der Gefahr, dann, 
meine Herren, werden Sie Ihr ehemals so stolzes Haupt 
nie wieder erheben! denken Sie an diese meine Worte, niel! 
Die Sistirung wurde mit 238 gegen 221 Stimmen unter 
tosendem Beifall der Linken und der Galerien beschlossen. 
Die Minister gaben ihre Entlassung, und Dahlmann wurde 
mit der Bildung des neuen Cabinets betraut.
	        
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