248 Die Nationalversammlung und die Mächte. 1848
Ihre österreichischen Mitglieder erhoben sich fast Alle eifrig
gegen die Paragraphen; auch Vincke erachtete das Vorgehen
für zu gewaltsam, und Gagern entwickelte am 26. October
einen Gegenantrag, welcher auf lange Jahre das Banner der
deutschen Einheitspartei werden sollte: das außerösterreichische
Deutschland bilde für sich einen Bundesstaat, welcher dann
mit Österreich in einen weitern Bund tritt; die Verhältnisse
des letztern werden durch eine besondere Bundesacte bestimmt.
Dahlmann aber und die Seinen blieben fest auf ihrem Boden.
Sie konnten darauf hinweisen, daß seit den Gesetzen vom
letzten Sommer Osterreich sich selbst den in den Paragraphen
bezeichneten Zustand geschaffen und sich in zwei, nur durch
Personalunion verbundene Staaten, einen deutschen und einen
ungarischen aufgelöst hätte. Wenn etwa die jetzigen kaiser-
lichen Minister hierin eine Anderung wünschten, so möge
man ihre Erklärungen darüber abwarten; das deutsche
Parlament sei für jetzt in seinem zweifellosen Rechte, wenn
es den vorhandenen Zustand als Grundlage seiner Beschlüsse
annehme. Unter diesen Umständen gab die Linke die Ent-
scheidung. Damals ging in Wien Alles drunter und drüber;
ein wüthender Aufstand beherrschte die Stadt, und in Ungarn
standen Magyaren und Croaten gegeneinander unter den
Waffen, während die Czechen in Prag ganz offen die Auto-
nomie des Königreichs Böhmen verlangten: da meinten die
Republikaner den Zerfall Osterreichs schon vor Augen zu
haben, ihn durch ein Votum der Paulskirche zu beschleunigen,
und dann Deutschösterreich als Theil des freien Deutschland
zu begrüßen. Sie stimmten sämmtlich für den Ausschuß-
antrag, welcher somit am 27. October durch eine große
Mehrheit angenommen wurde.