268 Die Nationalversammlung und die Mächte. 1848
zu den starren Machtverhältnissen in den kalten Tagen des
December.
Gedanken völlig entgegengesetzter Art gingen damals
zwischen Berlin und Olmütz hin und her.
Auf das Ersuchen der preußischen Regierung, ihr Oster=
reichs Ansichten über die deutsche Frage mitzutheilen, fand
es Fürst Schwarzenberg angemessen, sofort mit rückhaltloser
Deutlichkeit zu reden. Er forderte am 13. December, das
als Einheitsstaat constituirte Osterreich müsse mit allen seinen
Provinzen (also mit etwa 30 Millionen Slaven, Magyaren,
Italienern) in den deutschen Bund eintreten. Das Frank-
furter Machwerk könne kein deutscher Fürst mit gutem Gewissen
annehmen; die beiden Großmächte hätten sich demnach über
eine brauchbare Verfassung zu verständigen, wobei von dem
Gedanken eines Bundesstaats abzusehen und zu dem einzig
anwendbaren Begriffe des Staatenbundes zurückzukehren sei.
Jür diesen sei aber eine stärkere Exccutive als früher nöthig,
sodann anstatt einer Volksvertretung ein Körper aus Ab-
geordneten der Fürsten zu bilden, für Verschmelzung der
materiellen Interessen und Einheit des deutschen Heerwesens
zu sorgen. Zunächst sei Bayern heranzuziehen, später auch
die übrigen Könige, dies Alles aber im tiefsten Geheimniß,
auch gegenüber dem Erzherzog Johann zu betreiben. Jeder
Aufstandsversuch sei mit den Waffen zu bändigen; hieran
werde sich Osterreich nach Maaßgabe seiner dann verfügbaren
Kräfte, jedesfalls aber wenigstens durch eine kleine Abtheilung
symbolisch betheiligen.
Nichts konnte auffallender sein, als der Contrast dieser
bloß symbolischen Hecresmacht und der Maaßlosigkeit der auf
sie gestützten Forderungen. In der Depesche war Alles, was