1848 Verhandlung zwischen sterreich und Preußen. 269
Friedrich Wilhelm von einem „teutschen, im Frankfurter Dom
gekrönten König“ oder von einem erblichen Reichsfeldherrn
über die Reichswehrherzogthümer geträumt hatte, unbarm—
herzig ausgestrichen. Trotz seiner Machtmittel und seiner euro-
päischen Stellung wurde Preußen auf eine Linie mit Bayern
herabgedrückt, seine Selbständigkeit bedroht, sein Zollverein
gefährdet. So eben hatte der König wieder einmal in leiden-
schaftlichen Briefen an Bunsen und Radowitz seiner Verachtung
des revolutionären Treibens in der Paulskirche Luft gemacht:
jetzt aber drängte Schwarzenberg's Auftreten seine Gefühle
doch in die entgegengesetzte Richtung hinüber. Er sah sich in
der Klemmec, daß seine Pairs, die er liebte und ehrte, seine
Wünsche für eine verbesserte Stellung Preußens grimmig
bekämpften, während die Menschen, die er beinahe verabscheute,
ihm die Erfüllung derselben übereifrig entgegenbrachten, ein
Zustand, der ihn fortdauernd in drückender Unsicherheit erhielt.
In diesem Augenblicke aber konnte er sich nicht verbergen,
was Preußens Interesse und Machtstellung gegenüber dem
Ansinnen Schwarzenberg's erforderte, und daß dafür die Mit-
wirkung des Parlaments nicht zu entbehren sei. Man möge
also mit diesem eine Verständigung suchen: nur dürfe es nicht
allein entscheiden, nicht über die Reichskrone nach souveräner
Eigenmacht verfügen wollen. Hienach wurde am 19. December
eine ministerielle Denkschrift als Antwort auf Schwarzenberg's
Depesche festgestellt, und darin zunächst entwickelt, daß gleich
nach der ersten Lesung der Reichsverfassung eine Revision des
Werkes gemeinsam durch die Regierungen und das Parlament
vorzunehmen sei, in der Weise, daß dabei ein Collegium der
deutschen Könige als Regierung, ein von den Fürsten beschicktes
Staatenhaus als Oberhaus, und das Parlament als Unter-