1819 Stellung Schwarzenberg's zu der Denkschrift. 279
Identität „unserer“ Interessen gebietet die Eintracht; alte
tief gewurzelte und echteste Freundschaft macht sie leicht.
Diese Eintracht ist ein Segen Gottes und darum sieges-
schwanger und siegesgewiß.“" —
Schwerlich wird sich Charakter, Denk= und Handlungs-
weise zweier historisch bedeutender Personen in schärferem
Lichte zeigen können, als in diesem eigenartigen Document.
Die Summe der königlichen Ausarbeitung war hienach:
Die deutsche Verfassung ist nicht durch das Frankfurter
Parlament allein, sondern durch dessen Zusammenwirken mit
einem fürstlichen Staatenhause als Oberhaus und mit einem
Königs-Collegium als Regierung zum Beschluß zu bringen.
Das Staatenhaus hat außerdem die Aufgabe einer con-
servativen Revision der einzelnen Landesverfassungen.
Über den Inhalt der künftigen Reichsverfassung hat der
König cinstweilen noch keine feste Ansicht, sondern nur traum-
hafte Bilder.
Der Traum, den er mittheilt, enthält einen Reichstag
in zwei Häusern und wieder das Königs-Collegium als
Exccutive. Ob auch hier Osterreich Sitz und Stimme haben
soll, wird nicht gesagt.
Um so bestimmter werden Conferenzen über das Ver-
hältniß der beiden Hauptmassen, Deutschlands und Osterreichs,
und die Stellung der beiden Hauptmächte, Preußens und
Osterreichs, zu einander ersehnt, mit beiläufiger, aber ent-
schiedener Abweisung der Gleichstellung Bayerns und Preußens.
Wie Schwarzenberg über diese vertrauliche Mittheilung
dachte, haben wir bercits aus seinen Zwischenbemerkungen
entnehmen können. Bereits hatte er die Absicht, mit Gesammt-
österreich in das neue Reich einzutreten, dem Frankfurter