1849 Osterreichische Anträge in Berlin. 289
Frankfurt zusammentreten, und dem Reichsverweser eine ge-
meinsame Note überreichen, in welcher der Verfassungs-
Entwurf des Parlaments unbedingt verworfen, und die Absicht
der Regierungen, das Verfassungswerk in die eigene Hand
zu nehmen, ausgesprochen würde. Um dieser im Entwurfe
bereits beigefügten Erklärung Nachdruck zu geben, würden
20 000 Preußen, 10 000 Bayern und 10 000 Württemberger
in der nächsten Umgebung Frankfurts aufgestellt; Osterreich,
anderweitig in Anspruch genommen, würde dazu 1000 Mann
als Verstärkung der Mainzer Garnison hergeben. Als Grund-
lage für die weitere Constituirung Deutschlands würden zu-
gleich die beiden Großmächte mit den vier Königreichen die
Durchführung des Gruppensystems von den übrigen deutschen
Staaten mit kategorischem Nachdruck begehren.
Nach der augenblicklichen Stimmung des Königs machten,
wie es scheint, beim ersten Lesen die conservativen Vordersätze
Schwarzenberg's auf ihn einen stärkeren Eindruck als die
daraus abgeleiteten concreten Folgerungen. Wenigstens erging
er sich noch am 19. Januar gegen Bunsen in den heftigsten
Invectiven über die ganze Bewegung von 1848 in Berlin
und Frankfurt, und betheuerte, er werde der Nation zu ge-
nügen wissen, aber der Revolution mit voller Wucht entgegen-
treten. Indessen gelang es Bunsen, ihn etwas zu beschwich-
tigen, so daß der König ihm die österreichischen Papiere
Lab, und ihm Vortrag darüber am folgenden Tage befahl;
zugleich wurde auch Graf Brandenburg zur Darlegung der
Ansicht des Ministeriums aufgefordert. Beide Männer ent-
wickelten demnach am 20. Januar dem Könige, wie bei aller
scheinbarer Ubereinstimmung mit der Denkschrift Sr. Majestät
Schwarzenberg wesentliche Mittelglieder der königlichen Erörte-
v. Sybel, Begründung des deutschen Reiches. I. 19