Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

300 Die Katastrophe. 1849 
deutschen Kleinstaaten, es wäre die gesammte deutsche Nation 
mediatisirt worden. So wenig wie das Parlament konnte 
der preußische König darauf eingehen. 
In der Paulskirche war der erste Eindruck der Olmützer 
Eröffnungen ein gewaltiger. Am 12. März gab ihm Carl 
Welcker von der Rednerbühne Worte. Heftig, wie immer, 
war er bis dahin auch der hitzigste Vorkämpfer der Groß- 
deutschen gewesen. Jetzt erklärte er, alle Mittel, Osterreich 
im Bunde zu erhalten, seien erschöpft; die Verfassung von 
Kremsier mache dies unmöglich; jetzt komme es darauf an, 
das Vaterland aus der schwersten Gefahr schleunigst zu er- 
retten; deshalb beantrage er, die Reichsverfassung, wie sie 
der Ausschuß zur zweiten Lesung vorbereitet habe, in einer 
Abstimmung anzunehmen, und dann den König von Preußen 
zum deutschen Kaiser zu wählen. Die Aufregung wuchs durch 
die Überraschung, womit der Antrag von dieser Seite her 
über die Versammlung hereinbrach: alle Zeugen sind einig 
darüber, daß er bei sofortiger Beschlußfassung die Mehrheit 
gewonnen hätte. Allein Welcker selbst hatte nur die Über- 
weisung an den Ausschuß vorgeschlagen, und in den fünf 
Tagen, welche bis zu dessen Berichterstattung vergingen, ge- 
wannen die alten Parteistimmungen den Boden vollständig 
zurück. In der Verfassung hatte der Ausschuß an die 
Stelle des suspensiven das absolute Veto hergestellt; im 
Wahlgesetz beantragte er statt der geheimen die öffentliche 
Stimmabgabe. Im Ubrigen war er mit den Anträgen der 
29 Regierungen nicht gerade rücksichtsvoll verfahren, hatte 
die meisten verworfen, einige zwar angenommen, aber ohne 
des Antheils der Regierungen an denselben Erwähnung zu 
thun. Trotzdem reichte der Inhalt seiner Vorschläge aus,
	        
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