304 Die Katastrophe. 1849
und Bravo, bravo, erscholl es von den Galerien. Dagegen
wurde am Nachmittag des 27. März zuerst mit 24 Stimmen
die Übertragung der Oberhauptswürde an einen der regierenden
Fürsten angenommen, und damit das Directorium beseitigt.
Sofort folgte unter lautloser Spannung die namentliche Ab-
stimmung über die Erblichkeit der Würde. Das Ergebniß
war 267 Stimmen für, 263 gegen den Antrag: die Kaiser-
partei rief lebhaften Beifall, die Gegner höhnten: ein deutscher
Kaiser durch eine Mehrheit von vier Stimmen treuloser Oster-
reicher. Freilich, auf ihrer Seite hatten 95 Osterreicher mit-
gestimmt; zog man, wie billig, diese Votanten auf beiden
Seiten ab, so ergab sich aus dem übrigen Deutschland eine
imposante Mehrheit von 95 Stimmen für das erbliche Kaiser-
thum. Jedesfalls stand der Beschluß gesetzlich fest; ohne Auf-
enthalt wurden die übrigen Paragraphen des Abschnitts an-
genommen, und dann noch der Abschnitt „der Reichsrath“
zur Abstimmung gebracht. Hier am Schlusse machte die ver-
bündete Opposition sich noch einmal die Schadenfreude, die
Stimmung für das ganze Verfassungswerk zu verschlechtern.
Der Reichsrath war, wie wir sahen, eine allerdings wenig
bedeutende Erfindung zu Gunsten der Einzelstaaten. Eben
die Particularisten im Bunde mit Großdeutschen und Republi-
kanern warfen ihn jetzt aus der Verfassung hinaus. Der
letzte Act des ereignißreichen Tags war darauf die unver-
änderte Annahme des Wahlgesetzes.
Jctzt erlangte die nationale Partei die Anberaumung
der Kaiserwahl gleich auf den folgenden Tag. Am 28. März
erfolgte der namentliche Aufruf: 290 Stimmen erwählten
Friedrich Wilhelm, König von Preußen, die übrigen ent-
hielten sich. Glockengeläut und Kanonendonner verkündeten