Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

306 Die Katastrophe. 1849 
kann, und Ihr da habt nichts zu bieten, das mache ich mit 
meines Gleichen aus. Als jetzt ein Angstbrief des bayerischen 
Königs einlief, Friedrich Wilhelm werde doch die von der 
Demokratie gebotene Hand nicht annehmen, antwortete er, 
die unqualificable Deputation werde so empfangen werden, 
daß die deutschen Fürsten ihr Mißtrauen wohl endlich ab- 
legen könnten; um so mehr aber sei es jetzt Pflicht der legi- 
timen Regierungen, dem Monarchen des stärksten rein deutschen 
Staats als Commissar der rechtmäßigen Obrigkeiten eine provi- 
sorische Centralgewalt zu übertragen, damit nicht länger Erz- 
herzog Johann als Commissar der Revolution eine unberechtigte 
Gewalt ausübe. Also Centralgewalt zu werden, wenn auch 
nicht durch die Revolution, wünschte er fort und fort, und 
da lag denn der Gedanke nahe, daß die Nationalversammlung 
trotz ihrer spätern Ubergriffe doch durch gesetzlichen Bundes- 
beschluß berufen sei, daß sie, wenn auch nicht mehr die un- 
bestrittene Autorität wie im Sommer, doch immer ein großes 
Ansehen im Volke besitze, daß dieses gerade im jetzigen Augen- 
blicke durch die Vollendung der Reichsverfassung in hohem 
Maaße gesteigert, daß es also besser sei, mit ihr zu unter- 
handeln, als sie kurzer Hand abzustoßen. 
Dazu kam denn auch die Verstimmung über Osterreichs 
Auftreten vom 9. März, welches gegen des Königs, in Olmütz 
wohlbekannte, Wünsche ebenso feindselig Front machte, wie gegen 
die Bestrebungen des Parlaments. Die letzten demokratischen 
Beschlüsse der Nationalversammlung konnten jenen Unwillen 
gegen Schwarzenberg zeitweise in den Hintergrund drängen, 
keineswegs aber völlig austilgen. So fand denn auch die 
vermittelnde Ansicht seiner Rathgeber bei dem Könige bis zu 
einem gewissen Grade Eingang.
	        
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