Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

316 Die Katastrophe. 1849 
Hülfe gegen die Revolution nach Berlin gesandt hatte, und 
jetzt Bürger und Bauern zur bewaffneten Erhebung unter 
dem Banner der Reichsverfassung bereit, die Truppen zwar 
zuverlässig, aber zur Bewältigung eines allgemeinen Auf— 
standes viel zu schwach waren. Endlich in Hannover war 
das Volk bedächtiger, die particularistischen Elemente zahl- 
reicher, der König und das Officiercorps von Abneigung 
und Mißtrauen gegen Preußen erfüllt; das Ministerium aber, 
der deutschen Einheit selbst von Herzen feindselig, wußte sehr 
bestimmt, daß allerdings das Volk und die Volksvertretung 
nicht preußisch werden, jedoch auch, daß sie die von den 
Vertretern deutscher Nation beschlossene Verfassung nicht an- 
getastet wissen wollten. So war es ihnen äußerst wider- 
wärtig, daß dies verwünschte Preußen ihnen die erste Er- 
klärung über die Oberhauptsfrage und die Kritik der Reichs- 
verfassung zuschob. Der Minister Graf Bennigsen sagte dem 
preußischen Gesandten, zu einem Bruche mit der National- 
versammlung sei die Regierung im eigenen Lande nicht stark 
genug. In beweglichen Tönen schilderte er ihm dann die Un- 
möglichkeit für jeden legitimen Fürsten, also auch für den 
König von Preußen, mit dem Parlamente auszukommen, und 
klopfte an, ob Preußen nicht einleitende Schritte zu einem 
Einvernehmen mit den königlichen Höfen über die Reichs- 
verfassung thun wollte. Nichts war deutlicher, als daß bei der 
Annahme des Beckerath'schen Vorschlags in Berlin der König 
von Hannover zwar tiefen Groll empfinden, aber keinen 
Widerstand wagen würde. 
Zu dem Allem trat hinzu, daß in diesen Tagen die 
große österreichische Armee, durch Görgey und Klapka total 
geschlagen, aus Ungarn zurückkam, und Wien selbst der
	        
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