Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1849 Preußischer Entwurf einer Reichsverfassung. 333 
Enttäuschung bestimmt war. Denn wenn auch sonst die Mittel- 
staaten mit den von Radowitz vorgeschlagenen Änderungen 
des Frankfurter Entwurfs wohl zufrieden waren, so reichte 
doch ihre Ausschließung aus der Reichsregierung vollständig 
hin, ihnen das Ganze unleidlich zu machen. Sie hatten sich 
unter der alten Bundesacte sehr wohl befunden, und sahen 
für sich keinen Grund zu irgend einer Änderung: mußten 
sie aber in Betracht der schlimmen Zeiten einen Theil ihrer 
Hoheitsrechte an eine neue Reichsregierung abgeben, so wollten 
sie wenigstens in dieser eine selbständige Vertretung haben. 
Eine solche bot ihnen Osterreich in seinem Vorschlag eines 
Bundesdirectoriums, noch dazu in voller Gleichberechtigung 
mit Preußen, dem Radowitz sie völlig unterzuordnen drohte. 
Es war kein Wunder, daß ihr stilles Sehnen ganz und gar 
nach Wien hinüber ging. Hätte Osterreich nur ebenso viele 
Bataillone schon jetzt gegen die Revolution mobil machen 
können, wie Preußen! 
Am 17. Mai eröffnete Radowitz mit den Vertretern Oster- 
reichs und drei königlicher Mittelstaaten die Conferenzen über die 
Reichsverfassung. Der österreichische Gesandte, Baron Prokesch- 
Osten, wohnte der ersten Sitzung bei, erklärte donn aber, nicht 
weiter Theil nehmen zu können. Der bayerische Gesandte war 
regelmäßig anwesend, sprach auch wohl eine persönliche, meist 
ablehnende Ansicht aus, bedauerte aber stets, noch keine In- 
struction zu bindenden Abstimmungen zu haben. Sachsen und 
Hannover, vertreten durch ihre Minister von Beust und Stüve, 
wagten nach der geographischen Lage ihrer Länder noch weniger 
als Bayern einen offenen Widerspruch. Sie bekannten ihre 
abweichenden Meinungen, gaben aber schließlich ihr bejahendes 
Votum, klagten zuweilen über Radowitz's hastiges Drängen,
	        
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