Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1849 Streit zwischen Preußen und dem Erzherzog Johann. 339 
das Gesetz vom 28. Juni begrabenen Bundestag am 12. Juli 
wieder aus der Versenkung hervorsteigen ließ, und beschloß, 
fortan den Reichsverweser vollständig zu ignoriren. Dieser 
that dann seinerseits das Mögliche, um den Vormarsch der 
Preußen gegen Baden zu hindern oder zu erschweren: es 
lag offenbar nicht im Interesse Osterreichs, daß Preußen hier 
im Westen rasche Triumphe erringe, während im Osten die 
magyarischen Rebellen noch immer trotzig ihren Kampf fort- 
setzten. Mit großer Mühe hatte die Reichsgewalt bisher ein 
buntscheckiges Truppencorps von 18000 Mann aus acht ver- 
schiedenen Staaten zusammengebracht, und unter dem Befehle 
des früheren Kriegsministers, des preußischen Generals von 
Peucker, zur Deckung der hessischen Grenze gegen Baden 
Aufstellung nehmen lassen. Jetzt aber sandte der Erzherzog 
eine dringende Aufforderung an die Großherzoge von Baden 
und Darmstadt, nicht weiter die preußische Hülfe in Anspruch 
zu nehmen, da die Reichsgewalt in der Lage sei, außer jenem 
Corps noch 17000 Osterreicher und eine entsprechende bayerische 
und württembergische Truppenmacht unter dem Oberbefehl 
des hessischen Prinzen Emil (eines bekannten Preußenfeindes)) 
zusammenzubringen, und damit der Revolution in kurzer Frist 
den Garaus zu machen. Die beiden Fürsten aber wußten nur 
zu gut, wie es in Wahrheit um jene herrlichen Truppenmassen 
stand, und lehnten den Antrag des Erzherzogs kurzer Hand 
ab. In der ersten Woche des Juni erschienen darauf die 
1) Im Jahre 1813, wenn ich nicht irre bei Leipzig, hatte Napoleon 
beim Beginn einer Attake dem jungen Prinzen zugerufen: en avant, 
roi de Prusse. Daß gerade die Preußen dann eifrig zum Sturze 
eines so wohlwollenden Protectors mitgewirkt, hatte dem Prinzen keinen 
angenehmen Eindruck hinterlassen können. 
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