354 Der Gegenbund. 1850
vollends entzückt, und schon um Weihnachten 1849 legte
Bayern den drei andern Königreichen den Entwurf einer
neuen deutschen Bundesverfassung im österreichischen Sinne
vor. Die Verständigung ging so schnell von Statten, daß
bereits am 23. Januar 1850 der Württemberger Staats-
anzeiger die Grundzüge des von den vier Königen in An-
griff genommenen Werkes veröffentlichen konnte. Es erfolgte
darauf eine preußische Anfrage nach Dresden und Hannover,
wie die Erklärung der beiden Höfe, trotz ihres Protestes
gegen die Reichstagswahlen stets noch Mitglieder des Bundes
vom 26. Mai zu sein, sich mit der Betheiligung an einem
so feindseligen Unternehmen vertrage. Hiedurch fanden sich
Sachsen und Hannover bewogen, in München eine nochmalige
Verhandlung mit Preußen über Pfordten's frühere Vorschläge
in Berlin anheim zu geben: Pfordten aber schlug dies rund
und kurz ab, weil jene Vorschläge auf einem jetzt glücklich
überwundenen Standpunkte gemacht seien; damals im Juni
sei Osterreichs Eintritt in den Bund zweifelhaft gewesen, jetzt
sei Osterreich bereit, mit ganzer Macht das Bundeswerk zu
fördern; von einer besondern Unterhandlung mit Preußen
könne also keine Rede mehr sein. Hannover und Sachsen
ließen es dabei bewenden, und die Arbeit an der künftigen
Bundesverfassung ging unter den Vieren ihren Gang um so
rüstiger voran, als sich in denselben Wochen ein weiterer
sehr wichtiger Abfall von dem preußischen Bündniß vor-
bereitete: der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen, der ur-
sprünglich aus besondern Gründen — wir berichten später
noch davon — in das Bündniß eingetreten war, entließ
plötzlich am 23. Februar sein liberales Ministerium, um
einen reactiondren Fanatiker, Daniel Hassenpflug, an die