362 Der Gegenbund. 1850
spätern preußischen Finanzminister von Patow und Otto
Camphausen. Sie wußten sehr wohl, daß sie die preußische
Regierung durch ihre Abstimmung nicht binden konnten;
ihnen lag daran, wie es der preußische Ministerrath am
9. März erklärt hatte, durch die Annahme der von den ver-
bündeten Regierungen vorgelegten Verfassung einen festen
#echtsboden zu schaffen, welcher dem Abfall treuloser Staaten
jeden Vorwand entzöge. Daß zu solchen Erwägungen Anlaß
genug vorhanden war, zeigte das Erscheinen des kurhessischen
Ministers Hassenpflug, der im Verwaltungsrath sich ent-
schieden feindselig gegen das ganze Werk aussprach, und am
13. April in einer weitschichtigen Note dem Berliner Cabinet
erörterte, vor einer Übereinkunft mit Osterreich und den
Münchener Verbündeten dürfe schlechterdings kein weiterer
Schritt auf dem in Erfurt betretenen Wege geschehen. Dies
entsprach freilich den innersten Wünschen des Königs, welcher
noch in der letzten Stunde Radowitz anwies, das Parlament
wenigstens dahin zu bestimmen, daß es zuerst die Revision
vornehme, und dann für den Fall der Nichtbestätigung durch
die Regierungen die ursprüngliche Verfassung auch nicht
annehme, sondern nur „die Absicht“ ausspreche, „sie dann
anzunehmen“. Allein die Führer der Majorität waren in
ihrer einfachen Auffassung nicht zu erschüttern. Am 15. April
beschloß das Volkshaus und gleich nachher auch das Staaten-
haus die Enbloc-Annahme der Verfassung und der Zusatz-
acte, wie schwer auch Radowitz seufzte, daß man dadurch die
Erlangung des Bundesstaats gefährde. Gleich nachher wandte
sich dann das Parlament der begehrten Revision der Ver-
fassung zu, und führte diese in allen wesentlichen Punkten
nach den Wünschen der preußischen Regierung, wenn auch