Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1850 Provisorischer Zustand der Union. 373 
tag abschloß, am 16. Mai, constituirten sich die in Frank- 
furt versammelten Congreßbevollmächtigten als Plenum des 
deutschen Bundestags. Es waren der österreichische Präsidial- 
gesandte, Graf Thun, die Vertreter der vier königlichen 
Mittelstaaten und Kurhessens, der Gesandte Niederlands für 
Luxemburg, und scandalöser Weise ein Gesandter des mit 
Deutschland im Kriegsstande befindlichen Königs von Däne- 
mark für Holstein. Osterreich hatte, wie wir wissen, sich an 
diesem Kriege nie betheiligt, und jetzt auch die Einladung, wie 
selbstverständlich, nach Kopenhagen geschickt. Die Vollmacht 
des dänischen Gesandten, v. Bülow, wurde aus formellen 
Gründen von Sachsen bemängelt, und Bayern sprach rückhaltlos 
seine Entrüstung über das Erscheinen des Dänen im deutschen 
Bundespalaste aus. Der hannoverische Bundestagsgesandte 
aber, der bucklige, witzige und völlig frivole Advocat Detmold, 
rief lachend aus: was! wegen idealer Bedenken sollten wir 
uns eine königliche Stimme verscherzen? 
Einige Monate lang verhandelten preußische und Unions- 
commissare über ihren Eintritt in den Congreß unter den 
bekannten Bedingungen. Es verstand sich, daß die letztern 
jetzt von dem Präsidialgesandten ebenso kategorisch abgewiesen 
wurden, wie früher von dem Fürsten Schwarzenberg. So blieb 
Deutschland gespalten; die beiden Lager standen sich in offenem 
Gegensatz, noch nicht kämpfend, aber kampfdrohend, gegenüber.
	        
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