Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

376 Russische Einwirkung. 1849 
neue Programm an. Jetzt aber erklärten die Dänen, sie 
könnten ihre Clausel von der unauflöslichen Verbindung 
Schleswigs mit der dänischen Krone unter keinen Umständen 
aufgeben, und kündigten, als man deutscher Seits dies ab- 
lehnte, am 23. Februar den Waffenstillstand, so daß Ende 
März die Feindseligkeiten wieder beginnen würden. Ihr 
Ülbermuth war durch eine feste Zusage Rußlands und Frank- 
reichs, sie vor deutscher Vergewaltigung mit den Waffen 
schützen zu wollen, und vielleicht in noch höherem Grade durch 
eine Erklärung Osterreichs gesteigert worden, daß die kaiser- 
liche Regierung ganz und gar wie die andern Großmächte 
auf der Seite der gerechten Sache, auf der Seite des Dänen- 
königs gegen dessen rebellische Unterthanen stehe, und sich 
militärischer Maaßregeln in diesem Sinne nur deshalb ent- 
halte, um desto kräftiger durch diplomatische Vorstellungen 
auf Berlin und Frankfurt einzuwirken.:) 
Von deutscher Seite wurden darauf bedeutende Truppen- 
massen unter dem Befehl des preußischen Generals v. Pritt- 
witz in die Herzogthümer gesandt; ein neuer Vermittlungs- 
versuch Lord Palmerston's, der in Berlin Anklang fand, 
wurde sowohl in Kopenhagen als in Frankfurt zurück- 
gewiesen, und so begannen am 3. April 1849 die kriegerischen 
Operationen auf's Neue. Wir folgen ihrem Verlaufe nicht 
weiter, so ruhmreich manche der Kampfestage für Deutschland 
auch waren. Denn für den schließlichen Erfolg war das 
Blut auf diesen Schlachtfeldern nutzlos vergossen: die Ent- 
scheidung wurde lediglich durch die diplomatische Lage Europas 
gegeben. 
1) So meldete es der englische Gesandte aus Kopenhagen an 
Lord Palmerston, welcher den Bericht dem Ritter Bunsen vorlegte.
	        
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