380 Russische Einwirkung. 1850
Baron Meyendorff, geführt. Leider zeigte sich über die Haupt-
frage, die praktische Bedeutung der Worte „Selbständigkeit
Schleswigs“ und „politische Union mit der dänischen Krone“,
wieder die größte Meinungsverschiedenheit. Die Dänen
wollten jene, Preußen diese auf das geringste Maaß be-
schränken; die Dänen betrachteten den zu schaffenden Zustand
nur als die Vorstufe zu der völligen Einverleibung des
Landes, Preußen suchte auf alle Weise einem solchen Be-
streben die Wege zu verlegen. So stritt man hin und her
über die Competenz der schleswiger Landstände, über die
Bildung eines gemeinsamen Reichsraths, über ein gemein-
sames oder gesondertes Indigenat, über die Organisation und.
Stellung der schleswigischen Truppen u. s. w. u. s. w. Endlich
am 17. April erklärte Herr von Usedom, über diese Streit-
punkte sei im Augenblick nicht wegzukommen; sie würden noch
weitläufige und verwickelte Erörterungen nöthig machen; diese
könnten aber doch auch Statt finden, ohne daß die Soldaten
sich daneben die Hälse brächen, und so schlage Preußen den
einfachen Friedensschluß unter Vorbehalt aller gegenseitigen
Rechte vor. Usedom's Entwurf dazu bestand aus drei kurzen
Artikeln: zwischen den Königen von Preußen und von Däne-
mark wird Friede und Freundschaft bestehen; sodann, alle
Beziehungen zwischen Deutschland und Dänemark sind in
ihrer Wirksamkeit hergestellt, so zwar, daß, falls sich weiterhin
noch ungelöste Fragen fänden, der Zustand vor dem Kriege
als Ausgangspunkt der Lösung dienen wird; endlich, beide
hohe Contrahenten behalten sich alle Rechte und Titel, die
ihnen hinsichtlich der beiden Herzogthümer Holstein und
Schleswig zustehen, vor; was Deutschland betrifft, so umfaßt
dieser Vorbehalt Alles, was die Bundesversammlung namentlich