Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

384 Russische Einwirkung. 1850 
Dänemark sind Herzoge von Schleswig-Holstein, und als 
solche, und wegen dieses Besitzes Könige von Dänemark ge- 
worden. Wie die Sache heute steht, so ist es gewiß, daß in 
Dänemark selbst eine revolutionäre Partei die Gewalt an sich 
gerissen und zuerst Ungerechtigkeiten in Bezug auf das Unter- 
thanenverhältniß der Schleswig-Holsteiner begangen hat. Was 
Preußen anbelangt, so betrachtet es der König als ein Un- 
glück, daß es in diese Angelegenheit, und in der Art, wie es 
geschah, verwickelt worden ist. Dies ist aber in einer unglück- 
lichen Zeit geschehen, die eben gebieterisch ihre Consequenzen 
gefordert hat. S. M. der König hat später Alles gethan, 
um einzulenken. Er hat theils im Interesse Preußens, dann 
aber auch als Reparation für das Vergangene, die beiden 
Waffenstillstände geschlossen, und jetzt den Frieden auf für 
Dänemark ehrenvolle Bedingungen angeboten: dieses wollte 
nicht darauf eingehen. Wenn die Großmächte Dänemark 
gegen die Herzogthümer mit den Waffen unterstützten, so 
könne der König hier nicht gegen ganz Europa kämpfen; er 
würde dann seine Truppen vollständig herausziehen. Aber 
den Kaiser bitte er, das ursprüngliche Verhältniß der Herzog- 
thümer zu ihrem Herzog-König und die Übergriffe einer revo- 
lutionären dänischen Partei nicht zu übersehen. Es sei das 
ein giftiges Messer, welches den, der es brauche, selbst verletze.“ 
Es ist charakteristisch für den König, daß er hier, wo 
sein Gewissen über die Rechtsfrage nicht im Reinen ist, sich 
rückhaltlos zur Nachgiebigkeit gegen Rußland bereit erklärt, 
und nur eine Bitte um billige Behandlung der Herzogthümer 
hinzufügt, dann aber, zurückkommend auf seinen Streit mit 
Osterreich, wo er seines Rechtes klar bewußt ist, ebenso be- 
stimmt die Erklärung abgibt: wenn Osterreich ihn wegen der
	        
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