Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

388 Russische Einwirkung. 1850 
rief Nikolaus, redet mir nicht von Vertragsartikeln, von deren 
Deutung verstehe ich nichts. Ubrigens bemerkte er, daß er 
auch mit der österreichischen Politik unzufrieden sei, sie sei 
schwankend und hinterhaltig, aber politisch klug; sie suche 
Zeit zu gewinnen?. 
Noch an demselben Tage erschien auch Fürst Schwarzen= 
berg, der auf die Kunde der Reise des Prinzen sich schleunig 
zur Gegenwirkung auf den Weg gemacht hatte. Bei seinen 
Gesprächen mit dem Prinzen am 28. Mai hatte dieser Ge- 
legenheit, sich von der Richtigkeit des Urtheils des Kaisers 
zu überzeugen. Schwarzenberg erklärte ihm, er bestreite 
keinem deutschen Fürsten das Recht zu irgend einer Union, 
aber gegen diese Union mit ihrer Verfassung vom 26. Mai 
werde er seinen Protest stets aufrecht erhalten. Der Prinz 
entwickelte ihm die Pflicht Preußens, für eine deutsche Ver- 
fassung zu sorgen, vor Allem nach der Verwandlung Osterreichs 
in einen Einheitsstaat durch die Verfassung vom 3. März. 
Ach, sagte der Fürst, diese Verfassung ist zwar gegeben, es 
kann aber noch Vieles geschehen, sie zu ändern; ihre Aus- 
führung liegt noch in weitem Felde. In ähnlicher Weise 
redete er über den Münchener Verfassungsentwurf; am besten 
wäre es, wenn sterreich und Preußen allein die ganze deutsche 
Frage entschieden und den andern deutschen Staaten das Gesetz 
vorschrieben. Über die Existenz der letztern sprach er sich so 
wenig conservativ aus, daß der Prinz die bestimmte Erklärung 
abgab, der König und er selbst seien entschlossen, die Unab- 
hängigkeit der kleinern Staaten unter allen Umständen zu 
schützen. 
) Dies und das Folgende nach den Mittheilungen des Prinzen an 
seinen Begleiter, den Grafen Perponcher, in dessen Bericht vom 30. Mai
	        
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