Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

392 Russische Einwirkung. 1849 
Osterreich einschreite, wenn der dänische Friede dann noch 
nicht geschlossen sei — während der englische Minister bei 
jeder neuen Erörterung immer entschiedener auf die dänische 
Seite hinüber neigte: wurde der König durch freundliche 
Worte aus Paris, die ihm den Eindruck einer satanischen 
Versuchung machten, in die höchste Aufregung versetzt. 
Der preußische Gesandte, Graf Hatzfeldt, hatte da- 
mals ein ausführliches Gespräch über die deutsche Frage 
mit Louis Napoleon Bonaparte, der bekanntlich zu aller 
Welt Erstaunen am 10. December 1848 zum Präsidenten 
der französischen Republik erwählt worden war. Der neue 
Machthaber trug sich mit vielfachen, den Erdball umfassenden 
Plänen, wie er sie in den Jahren seines Exils, seiner Haft 
und seiner Wanderungen ausgebrütet, und zum Theile auch 
schon der Welt durch sein Buch über die napoleonischen 
Ideen vorgelegt hatte. Einstweilen fand er sich freilich noch 
zu großer Vorsicht angewiesen, im Innern durch das arg- 
wöhnische Mißtrauen der Nationalversammlung beaussichtigt, 
in Europa durch das von 1814 datirende Bündniß der drei 
Ostmächte beschränkt. Nichts konnte ihm also erwünschter 
sein, als das Auseinandergehen der preußischen und der öster- 
reichischen Politik, wie es seit dem Frühling 1849 immer 
deutlicher erkennbar wurde. Damals sandte er einen seiner 
Vertrauten, Herrn von Persigny, nach Deutschland, um die 
Stimmungen der beiden großen Höfe zu studiren. Herr 
von Persigny conferirte mit General von Radowitz, erklärte 
ihm, daß Napoleon eine wohlerwogene Vorliebe für Preußen 
hege; er wünsche, Italien von der österreichischen Herrschaft 
zu befreien; Preußen strebe dem gleichen Ziele in Deutschland 
zu; die beiden Regierungen seien also natürliche Verbündete;
	        
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