Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1850 Wirkung auf König Friedrich Wilhelm. 395 
Auch hätten früher französische Minister!) selbst erklärt, 
Frankreich bedürfe in jenem Zusammenhange keine territoriale 
Erwerbung; aus einem österreichisch-preußischen Kriege erwachse 
ihm von selbst ein höchst realer Gewinn, der Zerfall der 
heiligen Allianz, des festen Bündnisses der drei Ostmächte, 
welches ein Menschenalter hindurch Frankreich in unüberwind- 
liche Schranken eingeschlossen habe. Napoleon räumte dies 
ein, und fügte hinzu, seine Bemerkung nur unter der Voraus- 
setzung gemacht zu haben, daß Osterreich ihm preußische 
Landstriche anbiete. 
Dieser Bericht traf recht eigentlich das Herz des Königs. 
Er war aufgewachsen inmitten der Verfluchung der großen 
französischen Revolution und ihres despotischen Soldatenkaisers; 
er war zum Jüngling und Mann herangereift in der Bundes- 
brüderschaft mit Osterreich und Rußland. Und jetzt bot ihm 
der Neffe des Oheims Freundschaft und Schutz bei baarer Be- 
zahlung in deutschen Landstrichen, wenn es zum Kampfe zwischen 
Preußen und dessen ältesten Freunden käme. Einen stärkern 
Antrieb zur Vermeidung eines so unseligen Kriegs konnte 
es für den König nicht geben. Schloß er den Frieden mit 
Dänemark, so war Rußland hoffentlich beruhigt, und damit 
Osterreich unmächtig zum Kriege, also für den Emporkömmling 
an der Seine kein Anlaß mehr zur Einmischung. Demnach 
wurde der Friede, entsprechend den russischen Forderungen, 
am 2. Juli 1850 in Berlin unterzeichnet, am 6. vom Könige 
genehmigt, und allen deutschen Regierungen zur Ratification 
zugesandt. Aus Usedom's Entwurf war die Erwähnung 
Schleswigs so wie die Berufung auf den Zustand vor dem 
1) Drouyn de Lhuys und Tocqueville, sagt Hatzfeldt.
	        
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