406 Die Krisis. 1850
den Befehl zu geben, badische Truppen durch den Rayon
der Festung weder zu Wasser noch zu Lande passiren zu
lassen. Damit stand man dicht an der materiellen Gewalt;
welches Recht hatte Osterreich zu Befehlen an die Bundes-
festung? wie durfte es deutschen Truppen eigenmächtig die
Wege weisen? In Berlin folgten sich Tag für Tag erregte
Cabinetssitzungen. Der König wollte sich solche Übergriffe
nicht gefallen lassen, zunächst aber in Wien Vorstellungen
erheben, und auch in dieser Streitsache das Verhalten des
engern Rathes abwarten. Radowitz fragte darauf: und wie,
wenn Fürst Schwarzenberg alle Vorschläge zurückweist? dann
bliebe nur Gewalt übrig, vor Allem die Entfernung der
Osterreicher aus Mainz und Frankfurt, und für einen solchen
Fall bei der bayerischen Aufstellung um Aschaffenburg mög-
lichste Verstärkung unserer Corps bei Wetzlar und Kreuznach.
Dagegen bemerkte ihm General Stockhausen mit großer Be-
stimmtheit, für einen solchen Zweck habe er keine Linientruppen
verfügbar, Landwehren aber einzuberufen, sei in der jetzigen
Erntezeit höchst bedenklich. Da brach Radowitz aus: wenn
es so steht, dann ist unsere ganze bisherige Politik nicht mehr
haltbar. Der König beschwichtigte, es solle für jetzt nach
Wien geschrieben, die militärische Frage weiter bearbeitet
werden!). An den folgenden Tagen, dem 3. und 5. August,
wiederholte Radowitz seine Anträge, für den Fall einer ab-
lehnenden Antwort Osterreichs sich durch die nöthigen Rüstungen
sicher zu stellen. Nachdem man ihm auf's Neue gesagt hatte,
daß die Einberufung der rheinischen und westfälischen Land-
wehr zur Zeit unthunlich sei, bequemte sich endlich Stockhausen,
1) Protokoll der Sitzung vom 2. August.