1850 Radowitz beantragt verstärkte Rüstung. 407
die beiden vorgeschobenen Detachements um 3000 Mann zu
verstärten. Die weitere Forderung Radowitz's aber, zur
Beobachtung der Bayern, die bei Aschaffenburg und Ansbach
mehr als 16 000 Mann zusammengezogen hätten, ein ent-
sprechendes Corps bei Erfurt aufzustellen, was gar keine
Schwierigkeit haben könnte, wurde von Stockhausen durch
einen Vorbehalt weiterer Erwägung parirt. Die Lust, zum
Schwerte zu greifen, war also im preußischen Cabinet sehr
gering, so richtig auch Radowitz am 2. August ohne starke
Rüstung die Unmöglichkeit der bisherigen Politik erklärt hatte.
Ernste diplomatische Vorstellungen gingen einstweilen nach
Wien ab, und Graf Bernstorff erhielt die Weisung, sich streng
auf den amtlichen Verkehr zu beschränken, und jede vertrau-
liche Besprechung mit Schwarzenberg abzulehnen.
Indessen brach um die Mitte des August durch das.
düstere Gewölk dieses Haders noch einmal ein schwacher
Hoffnungsstrahl des Friedens. Der zornigen Stimmung,
aus welcher Fürst Schwarzenberg gleich nach der preußischen
Ablehnung seines Sühnversuchs die eben berichteten Schritte
gethan hatte, begannen andere Vorkommnisse von verschiedenen
Seiten her entgegen zu wirken. Ihren Ursprung hatten sie
wieder in der schleswig-holsteinischen Sache.
Die nächste Folge des Berliner Friedens mit Dänemark
war der Abbruch einer durch die schleswig-holsteinische Statt-
halterschaft angebotenen und bis dahin in Kopenhagen fort-
gesponnenen Unterhandlung gewesen. Die dänische Regierung
hoffte jetzt, mit den von Deutschland aufgegebenen Rebellen
leicht fertig zu werden. Die Statthalterschaft aber, welche
im Einklang mit der Bevölkerung die Zeit des Waffenstill-
standes zum Aufgebot aller Kräfte benutzt hatte und auch für