Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

410 Die Krisis. 1850 
die Ratification vollzogen, daß Osterreichs Weigerung eine 
unerlaubte Chicane sei. Auch bei jenen untergeordneten 
Streitfragen, die sich damals zwischen Wien und Berlin er- 
hoben hatten, der Verlegung badischer Truppen in preußische 
Garnisonen, oder der von Preußen abgeschlossenen Militär- 
conventionen, sprach sich der Kaiser zur Zeit im preußischen 
Sinne aus: möge auch Osterreichs Widerspruch dagegen im 
alten Bundesrecht begründet sein, jedesfalls sei die Sache an 
sich selbst gut und nützlich für Deutschlands Wehrkraft. 
Dem Fürsten Schwarzenberg war diese Conjunctur in 
keiner Weise beguem. Man darf annehmen, daß er den 
Mittelstaaten, die ihn zu dem schädlichen Schritte veranlaßt 
hatten, für den Verlust der russischen Gnade wenig Dank 
zollte. Ihnen kostete es nicht viel, zum offenen Bruche mit 
Preußen zu treiben; Schwarzenberg aber wußte sehr gut, 
daß ohne russische Mitwirkung die Last des Kampfes für das 
durch die Revolutionsjahre tief erschöpfte Osterreich bedenklich 
schwer werden könnte. Bis dahin hatte er Rußlands vollen 
Beifall für die Einberufung des Bundestags gehabt, und eben 
erst war es ihm gelungen, die Bedenken des Zaren gegen 
den Eintritt Gesammtösterreichs in den deutschen Bund zu 
beseitigen. Es war also äußerst widerwärtig, jetzt im kritischen 
Augenblicke in Folge der von den Mittelstaaten empfohlenen 
Politik Rußland auf der preußischen Seite zu finden. Auch 
sonst erlebte Schwarzenberg an seinen theuern Mittelstaaten 
fort und fort Verdruß. Mitten in ihrer schwarz-gelben 
Reactionspolitik schielten sie in ihrer innern Schwäche nach 
der liberalen Seite ihrer Kammern und Volksmassen hinüber. 
Hannover wollte also bei der Unterwerfung Holsteins nicht 
mitwirken. Bayern und Württemberg begehrten aus derselben
	        
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