1850 Schwarzenberg's neuer Vorschlag zur Versöhnung. 411
Rücksicht hartnäckig eine Volksvertretung neben dem Bundestag.
Unter diesen Umständen kam Schwarzenberg noch einmal
auf den Gedanken eines völligen Systemwechsels, eines Ein-
vernehmens mit Preußen auf dem Grunde gemeinsamer Be-
herrschung Deutschlands zurück. Die frühere Unterhandlung
hatte ihm Preußens Geneigtheit dargethan: nur an seinem
Begehren der Aufhebung der Unionsverfassung war die Über-
einkunft gescheitert. Jetzt war infolge des Abfalls der beiden
Hessen das Großherzogthum Baden durch weite Landstrecken
von den übrigen Unionsstaaten getrennt, der thatsächliche
Umfang der Union auf anderthalb Dutzend norddeutscher
Zwergstaaten herunter gekommen: die Verwirklichung einer
solchen Union, gleichviel mit welcher Verfassung, konnte keine
Gefahren mehr herauf beschwören. Dadurch milder gegen
Preußen gestimmt, hatte er einen von den Mittelstaaten gleich
nach dem Beitritte Hessen-Darmstadts gestellten Antrag auf
Constituirung des engern Rathes am 8. August abgelehnt,
und die Eröffnung desselben auf den 1. September ver-
schoben. Jetzt sandte er, da Graf Bernstorff auf kein ver-
trauliches Gespräch mit ihm eintreten durfte, den alten
Agenten, den Hofrath Forsboom, und ließ durch diesen am
19. August den Vorschlag einer Einigung auf folgende vier
Punkte machen: eine starke Bundesexecutive in der Hand von
Osterreich und Preußen, die Bundesgesetzgebung in einer dem
Bundestag ähnlichen Versammlung unter dem wechselnden
Vorsitz von Österreich und Preußen, für jetzt keine Volks-
vertretung am Bunde, Anerkennung der Union, wenn sie sich
auf Norddeutschland beschränke und Baden aus ihrem Ver-
bande entlasse. Noch meinte er sich nicht definitiv gebunden
zu haben: Alles hing für ihn von der Entscheidung des