414 Die Krisis. 1850
11 Staaten von 35 bestehend, in den engern Rath, und noch
an demselben Tage stellte der dänische Gesandte für Holstein
den Antrag, eine amtliche Abmahnung nach Kiel gegen jeden
weitern Angriff auf die königlichen Truppen zu erlassen.
Beide Gegenstände, die Ratification und die Pacification,
wurden darauf der Geschäftsordnung gemäß einem Ausschusse
zum Berichte überwiesen, und da die süddeutschen Mitglieder,
ihrer Volksstimmung zu Liebe, mehrere deutschgesinnte Aus-
stellungen an dem Berliner Frieden machten, war es gewiß,
daß wenigstens sechs Wochen bis zur Fertigstellung des Bundes-
beschlusses vergehen würden. Preußen mit seinen Unions-
genossen verharrte um so energischer auf seinem Proteste
gegen die gesetzwidrige Versammlung, je unbegreiflicher ihm
die letzten raschen Sinneswechsel im Verfahren Schwarzen=
berg's erschienen. Der König, von jeher erbittert über die
ohne sein Zuthun und gegen seinen Widerspruch erfolgte
Herstellung des Bundestags, setzte jetzt vollends seine Ehre
darein, das zerrissene Banner der Union hoch zu halten, jeden
Frankfurter Beschluß als null und nichtig zu behandeln, und
nach Umständen ihm Widerstand mit allen Mitteln entgegen
zu setzen. Bei den fortdauernden Mahnungen Rußlands zur
Versöhnung gab Schwarzenberg darauf dem Präsidialgesandten
die Weisung, den Bundestag von jeder die Unionsstaaten be-
treffenden Maaßregel abzuhalten, und da im Ubrigen die hohe
Versammlung keine Beschäftigung hatte, so zeigte sich ihr bis
zum Erscheinen des Ausschußberichtes über Schleswig-Holstein
alle Aussicht auf ein ebenso beschauliches Stillleben als engerer
Rath, wie sie es vorher als Plenarversammlung genossen hatte.
Da trat zu der deutschen und dänischen Frage eine
dritte, welche in raschem Verlaufe die seit einem Jahre latente